Apitherapie für Asthmatiker

Apitherapie
Apitherapie und Mykotherapie

Stefanie Condori hat Ethnologie und vergleichende Religionswissenschaft studiert, Bienenzucht als Beruf erlernt und ist viel in der Welt herumgekommen. In ihrem Gespräch mit Ruth Auschra berichtet die Heilpraktikerin vor allem von der Api- und Mykotherapie.

Frau Condori, ich habe ein Foto von Ihnen gesehen: eine Frau atmet Bienenstockluft ein und sitzt mitten im Grünen direkt neben dem Bienenstock – ohne jede Trennwand. Ist das nicht gefährlich?

Condori (lacht): Diese Frage wird oft gestellt! Aber ich kann Sie beruhigen, nein, es ist nicht gefährlich. Das Einflugloch für die Bienen ist auf der anderen Seite des Bienenstocks. Bienenstocklufttherapie machen wir sowieso nur vom Frühling bis zum Herbst, an trachtreichen Tagen. Da haben die Bienen viel zu tun und haben gar kein Interesse, sich den Menschen hinter ihrem Bienenstock anzuschauen. Ich rate den Patienten trotzdem immer, helle Kleidung zu tragen und an dem Tag kein Parfüm oder Rasierwasser zu benutzen. Wer besonders ängstlich ist, kann auch einen Imkerhut tragen.

Aber wäre es nicht trotzdem vernünftiger, ein geschlossenes Haus für die Bienenstocklufttherapie zu haben?

Condori: Bei mir ist noch kein Allergiker gestochen worden und ich hätte auch ein Notfallset zur Verfügung. Ich sehe eher die Vorteile von der Bienenstocklufttherapie im Garten. Draußen ist man sozusagen in touch mit den Bienen. Diese Therapieform hat auch eine psychologische Komponente. Für uns Imker ist es selbstverständlich, die Natur zu erleben. Für viele Patienten gar nicht. Neben meiner Praxis, wo die Bienenstöcke stehen, kann man sich einen Moment der Stille gönnen. Das hat eine richtig meditative Komponente, wenn man hier sitzt, die Bienen summen hört und die Welt irgendwie in Ordnung scheint. Angst geht bei so einer Harmonie schnell verloren.

Wem bieten Sie denn die Bienenstockluft an?

Condori: Zum Beispiel Asthmatikern. Asthma hat oft mit Raum zu tun, mit dem Gefühl, eingeengt zu sein. Viele Patienten kommen auch wegen anderen Atemwegserkrankungen, weil sie vielleicht oft erkältet sind oder chronische Bronchitis haben. Dann gibt es noch die COPD-Patienten…

Besteht bei einem Menschen mit allergischem Asthma nicht die Gefahr, dass die Bienenstockluft Asthma auslöst?

Condori: Man atmet ja keine Pollen ein, sondern einen Cocktail aus Luft mit Bienengift, Wachs, Propolis, Larvenhäutchen, Pheromonen und so weiter. Für Menschen mit einer Bienengiftallergie ist die Bienenstocktherapie definitiv nicht geeignet. Kinder mit Neurodermitis reagieren oft super gut. Mir fällt gerade ein ganz ungewöhnliches Fallbeispiel ein, das mir berichtet wurde. In Russland war es früher üblich, Psychotiker zur Arbeitstherapie auf Kolchosen mit Bienenvölkern zu schicken. Ein Beispiel war die Arbeit mit Bienenvölkern. Während dieser Arbeitstherapie gab es dann überraschend viele Heilungen ohne Rückfälle. Bienenprodukte haben etwas Nervenregenerierendes!

Mit welchen Apitherapie-Methoden arbeiten Sie sonst noch?

Condori: Ich muss vielleicht noch erklären, dass ich Buddhistin bin. Das heißt, ich lehne es ab, Bienen zum Stechen aufzusetzen. Sie sterben daran, das möchte ich nicht. Ich respektiere die Bienen und bin ihnen dankbar, dass sie so gute Sachen für uns machen. Aber ich benutze sehr viel mit Propolis, zum Beispiel bei Pilzerkrankungen. Scheidenpilz, Fußpilz oder Nagelpilz – eine Behandlung mit Propolis hat da viele Vorteile. Die üblichen Pilzmittel reichern sich im Gewebe an, Propolis ist gut abbaubar. Wer schon mal einen Nagelpilz hatte und ihn mit den Mitteln aus der Apotheke behandeln musste, weiß, wie lange das dauert. Auch die Liste der Nebenwirkungen ist lang. Propolistinktur wirkt bei Nagelpilz sehr gut. Man muss es nur eine Woche auf den Nagel pinseln, dann ist normalerweise alles weg. Und kostengünstig ist diese Behandlung auch noch, man zahlt rund 8 Euro.

Sie sind außerdem Mykotherapeutin?

Condori: Ja, ich arbeite auch gerne mit Pilzen. Die Kombination von Medizinalpilzen und Honig ist übrigens super gut.

Inwiefern?

Condori: Die Pilze nehme ich zur Darmsanierung. Das funktioniert gut, aber mit Honig noch besser, weil der Honig verstärkend wirkt. Er treibt alles ins Blut, könnte man sagen. Für das Immunsystem sind Bienenprodukte und Heilpilze sehr gut geeignet. Die gegenseitige Verstärkung der Wirkung sehe ich auch, wenn ich Heilpilze und Blütenpollen gemeinsam gebe. Das ergibt eine wunderbar stärkende Mischung, die ich gerne einsetze, wenn zum Beispiel die PSA-Werte eines Mannes unerwartet hoch sind und ich annehme, dass ihm eine körperliche und mentale Stärkung gut tut. Ach, es gibt noch so viel über die Apitherapie zu berichten. Wussten Sie, dass in Shanghai gerade eine Klinik nur für Apitherapie errichtet wird? Sechs Stockwerke hoch und nur für die Apitherapie, ist das nicht genial?

Doch, ja, das ist es! Vielleicht finde ich ja mal einen Therapeuten, der mir über seine beruflichen Erfahrungen in der Klinik berichten kann. Ihnen ganz vielen Dank für das Gespräch, Frau Condori!

 

Fotos: Stefanie Condori Mamani

2 Kommentare

  1. Ein super Artikel! Leider dürfen wir Imker Propolistinktur oder Propoliscreme nur als Holzschutzmittel oder Schuhcreme verkaufen. Aber auch als solches ist dieses Bienenprodukt wirklich gut brauchbar. Ich nehme diese Bienenprodukte natürlich auch gegen viele meiner Wehwehchen her. Letzthin hat mir eine Tierärztin einen Bauern vorbeigeschickt, der Propolistinktur gegen Mundfäule bei seinen Kälbern verwendet.

  2. Schön, dass Ihnen der Text gefällt! Und Propolistinktur scheint ja auch bei Menschen gut zu wirken, dazu habe ich gerade mit Herrn Fredel ein Interview gemacht. Er hat so viele Beispiele berichtet, so schnell konnte ich gar nicht mitschreiben. 😉

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