Ausgerechnet Passau?

Apitherapie, Kongress 2015
Apitherapie, Kongress 2015

Bericht vom 13. Apitherapie Kongress Passau 2015

Ich gebe es zu: Als ich zum ersten Mal hörte, dass der Apitherapie-Kongress regelmäßig in Passau stattfindet, musste ich erstmal nachsehen, wo Passau liegt. Wer es genauso wenig weiß, sollte im hintersten Winkel Bayerns suchen. Da, wo die Flusskreuzfahrtschiffe auf der Donau Richtung Budapest starten, liegt Passau. Warum nicht Berlin, Hamburg, Frankfurt oder München? Ich sollte es bald nach meiner Ankunft begreifen.

Erwartet hatte ich eigentlich vor allem deutsche Imker und Heilpraktiker, die von ihren apitherapeutischen Erfahrungen berichten würden. Aber schon die ersten Auftritte hinterließen einen anderen Eindruck. Etienne Bruneau aus Belgien hielt zum Beispiel einen engagierten Vortrag über die Qualität von Bienenprodukten. Wachs, Propolis, Gelée royal, Bienenbrot oder Pollen – nicht nur bei Honig muss seiner Auskunft nach ein hoher Qualitätsmaßstab angelegt werden, wenn man Produkte herstellen und international erfolgreich vermarkten will. Dazu gehört auch das Vermeiden von Kontaminationen durch chemische Mittel zur Varroabekämpfung!

In einem Vortrag von Wissenschaftlern aus Rumänien ging es um das Sammeln und Verarbeiten von frischem Pollen. Auch hier spüre ich einen hohen Anspruch: zweimal täglich soll der Pollen gesammelt und innerhalb von 30 Minuten eingefroren werden. Für die Pollenqualität ist das sicher gut, aber kann ein hiesiger Hobbyimker das wirklich umsetzen? Völlig platt war ich ein paar Minuten später vom Erfahrungsschatz eines portugiesischen Apitherapeuten. Seit 2003 arbeitet er mit Mikroapipunktur: Dabei wird der Stachel aus der Biene herausgetrennt und der „Stich“ per Hand mit Hilfe einer Pinzette gesetzt. Das sei weniger schmerzhaft für den Patienten und außerdem effizienter, erklärte Antonio Couto und zeigte eindrucksvolle Bilder seiner Patienten. Auch eine Studie aus Litauen ließ mich staunen. Blutwerte von Imkern und älteren Nicht-Imkern wurden verglichen, wobei die Imker das bessere Immunsystem hatten.

Und so weiter.

Mir wird schnell klar, dass die Forschungsarbeiten und Erfahrungsberichte zur therapeutischen Anwendung von Bienenprodukten nicht wirklich aus Nord- oder Süddeutschland stammen, sondern offenbar aus ganz Europa, schwerpunktmäßig aus Osteuropa. Aus Rumänien, Litauen, Slowenien, Belgien, Portugal und Ägypten oder sogar aus Brasilien. Die Daten aus Deutschland sind damit verglichen ehrlich gesagt eher spärlich. Obwohl: Die Ergebnisse einer ordentlichen Studie zur Bienenstockluft für Asthmatiker würden mich schon sehr interessieren. Und Dr. Schuhbauer hat inzwischen ungefähr 200 Menschen Honiglösung intravenös gespritzt. Die Ergebnisse seiner Studie interessieren mich auch sehr!

Vielleicht ist es ja schon ein Wunder, dass die internationalen Apitherapeuten überhaupt nach Passau kommen? Die Musik der Bienenmedizin spielt jedenfalls nicht in Hamburg oder Berlin, sondern eher in Vilnius, Cluj-Napoca oder in Giza. Na gut, dann eben Passau – ich werde wohl wiederkommen! Und für diesen Blog habe ich richtig viel Material mit nach Hause genommen!

Ruth Auschra

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