Bienengesundheit durch effektive Mikroorganismen?

EM, effektive Mikroorgamismen und Bienen
Mau, Effektive Mikroorganismen

Sorgen regenerative Mikroorganismen für Bienengesundheit?

Pit Mau ist Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung regenerativer Mikroorganismen (EM e.V.). Im Gespräch mit Ruth Auschra erklärt er, wie diese so genannten regenerativen Mikroorganismen auch den Bienen helfen können.

Herr Mau, was sind das für Mikroorganismen?

Mau: Effektive oder regenerative Mikroorganismen, damit ist ein Konzept gemeint, das vor rund 40 Jahren von Teruo Higa gefunden wurde. Dieser japanische Professor unterscheidet, vereinfacht gesagt, zwischen regenerativen und degenerativen Mikroorganismen. Für beide Gruppen von Mikroorganismen gibt es dominante, die entweder für Aufbau und Wachstum oder für Abbauprozesse sorgen. Die Effektiven Mikroorganismen, EM, die Prof. Higa gefunden hat, unterstützen, kurz gesagt, die gesunden Prozesse.

 

Ich kann mir immer noch nicht richtig vorstellen, um welche Organismen es sich dabei handelt.

Mau: Ohne Mikroorganismen gäbe es überhaupt kein Leben. Die ersten Lebewesen waren Einzeller. Stellen Sie sich vor, was für eine unwirtliche Welt diese Mikroorganismen vorgefunden haben müssen. Daraus haben sie unsere Welt aufgebaut. Was für eine Aufgabe! Dazu mussten sie in der Lage sein, zum Beispiel große Hitze oder starke Radioaktivität auszuhalten. Und viele dieser uralten Organismen sind auch heute noch aktiv.

 

Sie wollen also sagen, dass es auch heute noch für jedes Problem die passende Lösung aus dem Angebot der Mikroorganismen gibt?

Mau: Nein, da verstehen Sie mich falsch. Gerade umgekehrt ist es. Jedes Problem wird von einer Gruppe von Mikroorganismen in Angriff genommen. Einzelne Mikroorganismen sind nicht so gut, aber sie bilden Symbiosen. Das ist der Schlüssel.

 

Dann frage ich mal konkreter zu den Möglichkeiten, die Imker bei der Anwendung von EM haben…

Mau: Vorsicht, es geht hier um ein neues Verständnis. Wir brauchen nicht für jedes neue Problem eine neue Lösung. Der Boden zum Beispiel funktioniert nicht so viel anders als der Darm. In beiden Sphären geht es darum, dass Mikroorganismen organisches Material zerlegen. Sehen Sie, unser Körper kann kein Salatblatt verdauen. Aber die Mikroorganismen im Darm, die sind dazu in der Lage. Und der Darm der Biene hat sich zwar auf bestimmte Nahrungsmittel spezialisiert, er funktioniert im Prinzip aber auch nicht anders. Wo immer EM in ein Milieu eingebracht wird, wirkt es wie ein Symbioselenker. Andere in diesem Milieu agierende regenerative Mikroorganismen werden gestützt und gestärkt, pathogene, degenerative werden inaktiv. Wenn wir Bienen regenerative Mikroorganismen geben, dann geht es darum, ihnen eine Richtung vorzugeben. Gesundheit und Stabilität statt Schwäche und Anfälligkeit.

 

Welche Erfahrungen machen die Imker denn mit den Mikroorganismen?

Mau: Ein Imker hat in unserer Zeitschrift zum Beispiel berichtet, dass er nur sehr geringe umwelt- und varroabedingte Bienenverluste hat, seit er die Effektiven Mikroorganismen einsetzt. Seine Bienen kommen gesund und stark aus dem Winter. Er hat unterschiedliche Versuchsanordnungen durchgeführt und festgestellt, dass das wabenweise Einsprühen der Bienen die Varroa am besten in Schach hält. Andere vermischen die Zuckerlösung mit den Mikroorganismen. Viele Imker behandeln die Umgebung ihrer Bienenstöcke mit EM. Zu hoch dosieren kann man eigentlich nicht. Ein griechischer Imker aus Chania auf Kreta setzt die Mikroorganismen-Lösung sogar unverdünnt ein. Er besprüht alle neun Tage seine Bienen direkt und „desinfiziert“ so den ganzen Bienenstock. Für mich war eine Beobachtung sehr interessant, die er beschrieben hat. Normalerweise mögen Bienen es nicht, wenn sie mit Wasser besprüht werden. Das EM-Wasser wirkt anders auf die Tiere, sie kommen freiwillig heraus und saugen die Flüssigkeit auf, als wäre es Zucker.

 

Gibt es auch Berichte von negativen Folgen?

Mau: Nein, speziell bei Bienen habe ich das noch nicht gehört. Irgendwo habe ich mal gelesen, man würde die Böden auslaugen, wenn man EM benutzt. Das kann nur stimmen, wenn man EM mit Dünger verwechselt. Das wäre aber nicht richtig. EM soll ja dafür sorgen, dass der Dünger im Boden gut verarbeitet wird. Das Negativste, was passieren kann, sind sicher falsche Erwartungen, die dann nicht erfüllt werden. Aber wir arbeiten daran, realistische Vorstellungen zu erzeugen. In der Schweiz werden demnächst mehrere Hundert Imker Versuche mit den Effektiven Mikroorganismen machen. Insgesamt arbeiten hier bei uns immer mehr Imker mit EM.

 

Darüber würde ich gerne berichten. Aber erst einmal herzlichen Dank für die Infos.

 

 

 

 

 

Foto: Pit Mau, Geschäftsführer der Gesellschaft zur Förderung regenerativer Mikroorganismen (EM e.V.)

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