Leben in der Bienenkugel

Heidinger Bienenkugel
Heidinger Bienenkugel

Bienenbeuten sind normalerweise eckige Kästen. Dass es auch anders geht, berichtet Andreas Heidinger (www.bienenkugel.de) im Gespräch mit Ruth Auschra. Er hat die so genannte Bienenkugel entwickelt. Die runde Behausung tut den Bienen so gut, dass sie besonders relaxt sind, was auch den Imker freut: Er kann damit rechnen, dass der Honigertrag steigt.

Herr Heidinger, warum ist eine Bienenkugel besser als eine übliche viereckige Bienenbeute?

Heidinger Bienenkugel
Heidinger Bienenkugel

Heidinger: Dazu muss ich ein bisschen ausholen. Wissen Sie, dass das Bienensterben schon zu der Zeit begonnen hat, als die Römer in Germanien den Limes bauten?

Äh, nein.

Heidinger: Der Limes, dieser alte Grenzwall, ist aus Holz gebaut. Für den Wegebau brauchte man auch Holz, da nahmen die Römer Mooreichen. Sie mussten also viele Bäume abholzen. Das hatte Konsequenzen für die Waldbewohner, zum Beispiel die Bienen, die damals wild in Baumhöhlen lebten. Solche Höhlen entstehen in alten Bäumen, die von innen her absterben. Das Holz stirbt ab, wird trocken und es bilden sich Hohlräume. Insekten und Spechte unterstützen den Prozess. In solchen Hohlräumen im toten Holz lebten die Bienen. Totes Holz, das ist wichtig.

Warum?

Heidinger: Bienen kleiden ihre Beute oder Baumhöhle mit Propolis aus. Dieses Bienenharz ist teilweise wasserlöslich. Das hat einen großen Vorteil für das Klima in der Höhle. Wenn es in der Baumhöhle zu feucht wurde, konnte Wasser durch die Propolisschicht in das trockene Totholz dringen. Das trockene Holz zieht sozusagen die Feuchtigkeit aus der Bienenhöhle. So ging das 30 Millionen Jahre.

Sie wollen sagen, dass die Bienen sich keine eckigen Bienenkästen ausgesucht hätten.

Heidinger: Ja, aber erstmal komme ich von den Römern zum Mittelalter, genauer gesagt zu den Zeidlern. Das waren noch keine Imker im heutigen Sinn, sie stahlen den Waldbienen nur ihren Honig und die Waben. Wertvoller als der Honig war nämlich das Wachs, das für die Beleuchtung der Kathedralen gebraucht wurde. Im Mittelalter wurde viel gebaut: Kirchen, Klöster, Burgen. Dazu wurde noch viel mehr Holz benötigt. Dann wurde Amerika entdeckt, es wurden Schiffe gebaut und noch mehr Wälder abgeholzt. Die Zeidler fanden immer weniger Bienen und begannen, Bienen aus dem Wald mitzunehmen und Bienenhöhlen in den Dörfern zu bauen. Sie benutzten dafür frische Bäume, in die sie Löcher schlugen und Verschläge davor bauten. Frisches Holz!

Das frische Holz ist feuchter und zieht deshalb kein Wasser aus den Baumhöhlen?

Heidinger: Genau!

Aha. Und was hat das jetzt mit der Bienenkugel zu tun?

Heidinger: Eine Baumhöhle hat sehr dicke Wände. Deshalb gibt es auch keine Kälte- bzw. Wärmebrücken. Bei eckigen Beuten hat man nicht diesen enormen Temperaturvorteil. Wenn man z.B. über die Folie einer quaderförmigen Bienenbeute streicht, fühlt man, wo das Bienenvolk sitzt. Dort ist es warm, an den Ecken ist es kühler. Die Bienen brauchen für ihre Brut aber eine konstant hohe Temperatur von 35° Celsius. Das heißt, sie müssen richtig arbeiten, um die Beute einigermaßen zu wärmen. In einer Bienenkugel gibt es dieses Problem nicht. Die Wärme steigt innen auf, stößt gegen die obere Decke und bewegt sich zu den Seiten und wieder nach unten. Es gibt keine Kältebrücken. Das bedeutet, die Temperatur ist überall gleich und die Bienen können sich entspannen.

Ist das ein Effekt, den Sie sich vorstellen oder…

Heidinger Bienenkugel
Waldkindergarten

Heidinger: Meine Bienenkugeln sind inzwischen in Deutschland, Dänemark und Österreich im Einsatz. Und von allen Käufern höre ich, dass ihre Bienen nicht aggressiv sind. Man kann einfach die Kugel öffnen, ohne dass die Bienen hektisch werden oder gar stechen. Meine Imker schwärmen richtig davon! Ich kann das auch wissenschaftlich untermauern: Bei einem Volumen von 50 l hat eine Kugel 23 Prozent weniger Oberfläche als ein Quader. Also fast ein Viertel weniger Fläche, über die Wärme verloren geht.

Warum gibt es dann überhaupt noch viereckige Beuten? Weil die runden mehr kosten, oder?

Heidinger: Die setzen sich schon noch durch. Es rechnet sich auf längere Zeit, weil die Futterkosten in der Bienenkugel niedriger sind. Die Bienen müssen weniger heizen, brauchen also weniger Futter. Die Energieeinsparung liegt bei ca. 40-50 Prozent. Man kann also richtig Geld einsparen. Es gibt auch noch viele andere Vorteile. Zum Beispiel ist die Brutentwicklung besser und der Drohnenbau geringer. Daraus resultiert ein geringerer Varroadruck und es sind weniger Eingriffe in das Bienenvolk notwendig. Die Gefahr von Bienenkrankheiten wird in der Bienenkugel reduziert durch die konstantere Temperatur. Der Arbeitsaufwand ist deshalb auch geringer. Das ist für Anfänger interessant, da weniger

gemacht werden können.

6 Kommentare

  1. Hallo! EIn interessanter Beitrag! WO kann ich diese Bienenkugel denn käuflich erwerben? Und was kostet sie? Gibt es auch einen Honigaufsatz für obendrüber?
    Ich habe nämlich einen Wießenseifer Hängekorb, der ist ähnlich konzipiert, nur aus Stroh und Lehm. Über eine ANnwort würde ich mich freuen! Herzlichen Gruß
    Barbara Leineweber

    • Hallo Barbara,

      wende dich doch am Besten direkt an den Hersteller. Adresse siehe unten.

      VG Andreas Kappl

      Bienenkugel Hersteller
      Andreas Heidinger
      Spitzwegstr. 25
      85221 Dachau

      Kontakt:
      Telefon: +49 8131 86673
      Telefax: +49 8131 86673
      E-Mail: AGHeidinger@hotmail.de

  2. Hallo ! 🙂

    Mir gefällt deine Website sehr. Hier finden sich einige nützliche Informationen wider. Es freut mich das, du so tolle und interessante Informationen mit uns teilst!

    Ich baue mir im Moment eine Seite zum Thema Bienen/ Bienenbeuten auf. Wäre schön falls du auch mal vorbeischaust und meinen Blog verfolgst!

    Liebe Grüße

    Kristian

  3. Eine Bereicherung der Bienenwelt.

    Ungeachtet der kommerziellen Ergebnisse hat hier ein Bienenanfänger einen erstaunlichen Einsatz gemacht und eine wunderschöne Homepage und ein ausgezeichnetes Marketing zuwegegebracht.
    Leider ist das Preis-Leistungsverhältnis nur etwas für engagierte Bienenforscher.
    Inzwischen ist ja festgestellt, daß Bienen die Temperatur im Bienennest immer konstant halten, unabhängig vom Standort und dem Beutentyp. Die tatsächliche Einflußgröße auf die Varroa-Entwicklung ist die Raumfeuchtigkeit. Selbstverständlich kann sich keine höhere Raumfeuchtigkeit entwickeln, wenn kein freier Raum in der Beute ist, aber das ist gleichzeitig ihr Nachteil, denn wo sollen denn die Bienen ihren Nektar einlagern?
    In der Bienenkugel lagern die Bienen deutlich erkennbar den Honig in der oberen Hälfte der Bienenkugel sowie in den kleinen seitlichen Rähmchen ab, wobei der sogenannte beespace Probleme duch Wachsüberbauungen bereitet.
    Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie soll dieser Honig ausgeschleudert werden, wo doch gleichzeitig Brut auf diesen Waben in der unteren Hälfte der Rähmchen ist. Am besten doch gleich den Honig drinnen lassen, dann braucht es gar keine Wintereinfütterung und das wäre doch echt Demeter-mäßig.
    Natürlich gibt es da eine Abhilfe durch einen konventionellen eckigen, temperaturmäßig verpönten Magazinaufsatz: Durch ein enges Loch dürfen die Bienen ihren Nektar nun nach oben tragen und dort untertemperiert ausreifen lassen. Aber das wissen auch die Bienen, das ist nicht gut, und so wollen sie eigentlich nicht nach oben und lieber unten im Warmen bleiben. Aber dort kommt nun ein Gedränge auf, einfach weil kein Platz mehr da ist und so erhalten die Anhänger der Schwarm-Bienenzucht neue Mitglieder. Und Schwärme, das weiß inzwischen ein jeder, führen zu einem Brutstopp und auch wegen Promiskuität zu einer Königin mit neu gemischtem Erbgut in der Bienenkugel und das ist gut für das Überleben bis zum nächsten Bienenjahr.
    Hinweis: Die ungarische Bienenbeute hat einen ähnlichen Aufbau und genau die gleichen Probleme. Statt kugelförmig ist sie zylindrisch, jedoch zusätzlich drehbar mit erweiterten Funktionen. Im Preis-Leistungs-Verhältnis gleichen sich beide Beutensysteme jedoch sehr. Und ein passionierter Imker wird wie seine Bienen im Laufe seines Imker-Lebens immer haushälterischer, d.h. sein Sammeltrieb überwiegt seine Neugier. Und daher ist diese Kugelbeute das ideale Einstiegsinstrumentarium für wissensbegierige und ausgabenfreudige Anfänger in der Bienenhaltung.

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