Bienenwachsauflagen wirken ganzheitlich

Bienenwachs für Wickel
Bienenwachs in der Apitherapie

Die Pflegefachfrau Vreni Brumm lebt in der Nähe von Zürich. Sie ist Expertin für Wickel und Kompressen. Für unseren Blog hat sie Ruth Auschra ein Interview zum Thema Bienenwachsauflagen gegeben.

Frau Brumm, bei welchen Beschwerden empfehlen Sie Bienenwachswickel?
Brumm: Sie meinen sicher Bienenwachskompressen. Wickel werden zirkulär angewendet, um ein Gelenk zum Beispiel. Kompressen werden auf eine Fläche aufgelegt, oft auf die Brust, weshalb sie auch Auflagen heißen. Die Einsatzgebiete – das ist ein breites Band. Husten ist das typische aus der anthroposophischen Medizin entstandene Einsatzgebiet. Bienenwachsauflagen wirken gut bei den ersten Anzeichen von Husten, bei Bronchitis oder auch zur Nachbehandlung. Auch bei Reizhusten kann man Bienenwachskompressen gut einsetzen oder bei verhocktem Husten, wie wir in der Schweiz sagen, bei festsitzendem Husten also. Ich persönlich finde aber, dass Bienenwachskompressen auch bei verspannter Muskulatur z.B. am Rücken sehr gut wirken.

Sind Bienenwachsauflagen für alle Menschen geeignet?

Brumm: Bei gesunden Säuglingen würde ich sie erst ab etwa 6 Monaten einsetzen, die Wärme würde ich natürlich sehr vorsichtig dosieren und auch die Fläche der Auflage muss für Kinder angepasst werden. Voraussetzung ist immer eine intakte Haut. Ich bin sehr vorsichtig in der Anwendung von Menschen mit hohem allergischen Potenzial und bei starker Allergie auf Bienenstiche. Manche Menschen sind unsicher, ob sie das Bienenwachs vertragen. Dann kann die Wirkung zuerst tagsüber einen kürzeren Zeitraum getestet werden, um mögliche Hautreizungen frühzeitig zu bemerken. Wenn man zusätzlich zur Wachsauflage noch Erkältungssalbe auftragen möchte, dann sollte man das unbedingt nach der Kompresse machen, nie vorher oder gleichzeitig – die Gefahr einer Hautreizung ist zu groß.

Welche Wirkung erwarten Sie, wenn Sie Bienenwachsauflagen einsetzen?

Brumm: Die Bienenwachsauflagen sorgen für eine milde Durchblutungsförderung und stärken die Atemwege. Bei Husten sind sie schleimlösend, schleimverflüssigend und reizmildernd. Sie wirken ganzheitlich – das ist so ein abgedroschener Begriff, aber er passt gut. Für die Wachsauflagen wird das Wachs ja erwärmt. Die Kompresse gibt also zuallererst einmal Wärme und damit gleichzeitig einen wohltuenden Duft ab. Diese Wärme bewirkt einen milden Reiz auf der Haut. Nicht nur eine vermehrte Durchblutung, sondern über die Reflexzonen stimuliert die Wärme auch die inneren Organe und unterstützt das Immunsystem. Die Anwendung wirkt beruhigend und Schlaf fördernd. Wenn wir jemandem eine Auflage bereiten, dann bedeutet das allerdings noch mehr. Wir kümmern uns, wir sind in Kontakt mit ihm, das Kind oder auch der betagte Mensch ist nicht alleine. Das ist für mich die zweite wichtige Wirkung. Der Kranke spürt, dass er umsorgt wird. Die dritte Ebene sind die im Bienenwachs enthaltenen Wirkstoffe wie Aromastoffe und in geringen Mengen Propolis und Pollen.

Worauf sollte man achten, wenn man zum ersten Mal probiert, eine Bienenwachsauflage zu benutzen?

Brumm (lacht): Die Frage ist sehr umfangreich. cover
Wir haben ein ganzes Buch über Wickel und Kompressen geschrieben: Brumm/Ducommun, Wickel und Kompressen, AT Verlag. Auf meiner Homepage (www.vrenibrumm.ch) finden Sie eine Leseprobe, in der ich auch die Bienenwachskompressen beschreibe. Worauf muss man achten? Wichtig sind natürlich die richtigen Zutaten und die korrekte Zubereitung: Die Wachsauflage, die direkt auf der Haut liegt, muss eine guten Qualität und eine gewisse Dicke haben, damit das Wachs die Wärme gut speichern kann. Vorgewärmt wird sie z.B. zwischen einem Backtrennpapier und einer mit heissem Wasser gefüllten Wärmeflasche. Nach einer sorgfältigen Wärmeprüfung wird sie auf die Brust gelegt. Über der Wachsschicht liegt eine wärmende Wollschicht. Das kann Rohwolle sein oder ein Wolltuch. Darüber gehört noch eine fixierende Schicht. Das kann ein enges Hemdchen sein oder auch der abgeschnittene Teil einer Strumpfhose. Eine Bienenwachskompresse kann mehrfach benutzen werden, aus hygienischen Gründen natürlich immer nur eine Kompresse für eine Person. Nach der Krankheitsperiode muss man sie dann erneuern. Und ich finde es wichtig, dass sich die Anwender wohl fühlen. Nicht nur die Temperatur der Auflagen, auch die Atmosphäre muss stimmen.

Liebe Frau Brumm, herzlichen Dank für das Gespräch. Spannendes Thema – ich habe richtig Lust darauf bekommen, selbst eine Bienenwachsauflage auszuprobieren.

Titelbild: laurentiu iordache, Bigstock

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