Die Tanzsprache der Bienen

die Tanzsprache der Bienen, Foto privat

Wenn die Bienen tanzen, dann hat dies weniger mit einem Ausdruck der Lebensfreude zu tun, sondern es ist ein lebenswichtiges Kommunikationsmittel im Bienenvolk und dient der Verständigung und Informationsweitergabe: Eine Spurbiene hat eine gute Futterquelle gefunden und teilt diese Information tanzend mit anderen Arbeiterinnen.

Man unterscheidet zwei verschiedene Tänze, den Rundtanz und den Schwänzeltanz. Beim einfachen Rundtanz läuft die Biene in einem kleinen Kreis, dreht sich um und läuft ihn wieder zurück. Das bedeutet, dass in einer Entfernung von bis zu ungefähr 50 Meter eine Nahrungsquelle gefunden wurde. Andere Bienen im Volk laufen der erfolgreichen Spurbiene nach und nehmen dabei nicht nur die Art des Tanzes wahr, sondern sie nehmen auch den Duft auf, den sie mitgebracht hat. Auch gibt sie Futtertröpfchen ab. Je intensiver die Kundschafterin tanzt, umso reicher ist die Nahrungsquelle und umso begeisterter ist sie davon, was sie auch zeigt. Gleichzeitig steckt sie die anderen Bienen mit ihrem Eifer an. Nun kann es passieren, dass sehr viele Bienen gleichzeitig die nähere Umgebung des Bienenstocks absuchen.

Der Schwänzeltanz ist etwas komplizierter. Die Futterquelle ist weiter entfernt und damit die Sammelbienen nicht unnötige Energie durch Suchen verschwenden, liefert die Tänzerin durch den Tanz weitere Informationen wie Entfernung und Richtung. Die tanzende Biene läuft zwei Halbkreise, man kann es auch mit einer Acht vergleichen. Hat sie die erste Hälfte zurückgelegt und befindet sich auf der Mittellinie, beginnt sie mit dem Schwänzeltanz. Je länger die Mittellinie ist, umso weiter entfernt ist die Nahrung. Auch spielen die Geschwindigkeit und die Anzahl der Wiederholungen des Halbkreises eine Rolle.

Beim Schwänzeltanz teilt die Biene aber auch noch den Flugwinkel mit. Hierbei wird die Sonne als fester Bezugspunkt im Verhältnis zum Standort des Bienenvolkes genommen. Tanzt die Spurbiene zum Beispiel 40° nach rechts, so befindet sich die Nahrungsquelle 40° rechts der Sonne. Da es im Bienenstock stockdunkel ist, tanzen die Arbeiterinnen auch hier der Spurbiene nach und erfühlen den Winkel. Das funktioniert sogar, wenn die Bienen aufgrund eines Hindernisses einen Umweg fliegen müssen. Ebenso erhalten sie Nahrungströpfchen und damit Duftstoffe. Die Bienen besitzen darüber hinaus eine innere Uhr, so dass sie sogar den Lauf der Sonne mit in ihre Berechnung des Flugwinkels einbeziehen können. Auch haben Bienen die Fähigkeit, den Sonnenstand bei bedecktem Himmel festzustellen und zu kommunizieren.

Erstmals wurde die Tanzsprache der Bienen von Karl von Frisch (1886 – 1982) untersucht. Der Wissenschaftler für Zoologie an der Universität Münchens gilt als der bedeutendste Verhaltensforscher der Honigbienen. Die Erforschung der Sinneswahrnehmungen und der Kommunikation der Honigbienen stellte er ins Zentrum seiner Arbeit und erhielt für seine Leistungen gemeinsam mit zwei weiteren Wissenschaftlern im Jahre 1973 den Nobelpreis.

 

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*