Apitherapie – Honig in der Hausarztpraxis

Dr. Winter, Apitherapie in der Arztpraxis
Bild: Auschra - Dr. Winter, Allgemeinmediziner und Apitherapeut

Dr. Winfried Winter ist Allgemeinmediziner und Vize-Präsident des Deutschen Apitherapie Bundes (DAB). Seit 30 Jahren ist er als Hausarzt niedergelassen und seit 15 Jahren ist er Hobbyimker, wie er im Rahmen des 5. Symposiums der Apitherapie am 7./8. November in Berlin berichtet. Er hat eine umfangreiche Ausbildung in Traditioneller Chinesischer Medizin gemacht, Akupunktur und Naturheilverfahren waren also sowieso seine Themen. Kein Wunder, dass er eines Tages auch zur Apitherapie kam.

Apitherapie: was passt in die Hausarztpraxis?

Die Art der Therapie richtet sich nach den Wünschen seiner Patienten. Ein Ziel kann es zum Beispiel sein, Medikamente mit starken Nebenwirkungen (Antibiotika, Cortison) möglichst zu vermeiden. Früher gab es nur Erfahrungsberichte zu den Wirkungen der Bienenprodukt-Anwendung, die oft von Imker zu Imker weitergegeben wurden. Die Situation hat sich geändert, inzwischen gibt es immer mehr wissenschaftliche Studien, die die Erfahrungen bestätigen.

Mit diesen Hinweisen zeigt Winter auch das Spannungsfeld auf, in dem sich die Apitherapie bewegt: zwischen Erfahrungswissen und Wissenschaft, zwischen Hausmittel und nachgewiesener Evidenz. Er will als Hausarzt nach den Grundsätzen der Medizinethik handeln. Dazu gehört für ihn, bei seinen Patienten nur die Methoden einzusetzen, die wissenschaftlich bewiesen sind. Polypragmasie, eine sinn- und konzeptlose Behandlung also, kommt für ihn nicht in Frage. Genauso wenig kann er es akzeptieren, wenn Apitherapeuten davon überzeugt sind, dass die Bienenprodukte bei allen Erkrankungen helfen könnten.

„Ich gehe auf Nummer sicher“, sagt er und berichtet, dass er es sich nicht leisten kann, seinen Patienten Propolis vom Imker aus der Nachbarschaft zu verabreichen. Bei ihm bekommt man beispielsweise für Propolis-Tinktur ein Rezept, mit dem man zur Apotheke gehen kann. Die Zahl der Apotheken, in denen man Bienenprodukte beziehen kann, steigt seiner Erfahrung nach. „Gerade jüngere Apotheker spezialisieren sich auch auf Apitherapie“, weiß Winter.

Honig bei Erkältungskrankheiten

„Der Medikamentenmarkt gegen Erkältungskrankheiten ist ein Millionengeschäft für die Pharmaindustrie“, gibt Winter zu bedenken. Ein Beispiel sind Medikamente zur Schleimlösung aus dem Wirkstoff Acetylcystein. „Bis jetzt gibt es jedoch keinen Wirkungsnachweis für diese Substanz“, führt der Allgemeinmediziner aus und berichtet von einer US-amerikanischen Studie, die Honig als bestes Anti-Hustenmittel ansieht.

Honig mit Milch ist für ihn das beste Expektoranz, das beste Mittel zum Schleimlösen also. Vor Jahren war der Hausarzt einmal in einer Fernsehsendung eingeladen, wo er ein Rezept für selbstgemachten Hustensaft vorstellte: Thymianhonig. Der Saft besteht aus Lindenhonig, Thymian-Extrakt und Süßholz-Extrakt. Diesen Saft mischt der ortsansässige Apotheker inzwischen an, er ist sogar zum „Renner bei Husten“ geworden, wie Winter stolz berichtet. Bei Kindern kann er den Saft sogar auf normalem Kassenrezept verordnen.

Und gegen Herpes-Lippenbläschen wirkt Propolis-Tinktur ganz hervorragend. Es hilft sogar deutlich besser als das üblicherweise benutzte Aciclovir. Dies ist laut Winter das Ergebnis einer Studie, die im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde.

Honig gegen Wunden

Zur Wundversorgung wendet er Medihoney an. Gute Erfahrungen hat er zum Beispiel mit Unterschenkelgeschwüren, durchgelegenen Stellen, Verbrennungen und Schürfwunden gemacht. Ein bemerkenswerter Erfolg war zum Beispiel die Behandlung einer 94 Jahre alten Frau, einer Imkerswitwe, die seit Monaten ein so genanntes „offenes Bein“ hatte. Alle modernen Wundauflagen hatten nicht zur Heilung der Wunde geführt. Da die Patientin (und auch die Familie!) einverstanden waren, machte der Hausarzt einen Versuch mit Medihoney – und die Wunde heilte innerhalb von fünf Wochen.

Auch zur Prophylaxe bei Bestrahlungen findet er Honig empfehlenswert. Beispielsweise empfiehlt er Frauen, die wegen Brustkrebs bestrahlt werden, das Hautareal vorher mit Honig einzureiben. Ob der während der Behandlung drauf bleiben darf oder nicht, kommt allerdings sehr auf den Radiologen an.

Seiner Erfahrung nach ist es allerdings notwendig, dass bei Patienten im Pflegeheim auch das Pflegepersonal mitzieht. „Ich hatte bisher immer Glück“, berichtet Winter, „ich habe immer eine Schwester gefunden, die einen Imker zum Opa hatte oder so ähnlich“.

Multiresistente Keime: lieber Propolis

In den Tierställen werden riesige Mengen Antibiotika verfüttert – inzwischen auch Reserveantibiotika. Diese Mittel sind eigentlich für die menschlichen Notfälle bestimmt, in denen reguläre Antibiotika nicht mehr wirken. „Als Hausärzte bekommen wir Reserveantibiotika gar nicht zu sehen“, erklärt der Allgemeinmediziner, „die gehören nämlich auf die Intensivstation“.

Es wundert ihn nicht, dass multiresistente Keime immer häufiger gefunden werden. Ein Grund zum Verzweifeln? Nicht wirklich. Wenn möglich, setzt der Hausarzt bei Infekten lieber Propolis-Tropfen ein.

 

Foto: Winter (Quelle: Auschra)

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