Propolis und Pollen für Fische?

Fischsterben mit Pollen und Propolis begegnen?
Bild Bigstock, Foto: darakchi - Pollen und Propolis gegen Fischsterben hilfreich?

Das könnte tatsächlich eine Option sein, um den Tieren in mit Pestiziden belastetem Wasser eine bessere Überlebenschance zu geben. Wenn ein Gewässer vergiftet ist, sieht man es schließlich auf den ersten Blick an den Fischen, die mit dem Bauch nach oben im Fluss schwimmen.

Im letzten Sommer konnten die Bewohner im Einzugsgebiet des Flusses La Pasiónin im Norden von Guatemala grausam viele Fischbäuche beobachten. Eine Umweltkatastrophe, die in Europa wenig beachtet wurde, hatte dort zu einem massiven Fischsterben geführt. Tausende tote Fische trieben an der Wasseroberfläche. Zeitungsberichten zufolge war der Fluss mit Malathion verseucht worden. Dieses Pestizid soll illegal in der Landwirtschaft eingesetzt worden sein. Als Verursacher wird die Palmölindustrie vermutet.

In Deutschland feiert dieses Insektizid übrigens gerade ein Comeback als Anti-Läuse-Shampoo.

Weniger Giftwirkung durch Pollen und Propolis?

Scheußliche Geschichte – aber was hat das mit Bienenprodukten zu tun? Einiges! Eine Forschergruppe hat nämlich kürzlich an einer bestimmten Fischart (genauer: Buntbarsche namens Oreochromis niloticus) untersucht, ob sich die Gabe von Propolis und Blütenpollen auf die Vergiftung von Fischen auswirkt ([1]). Dazu wurden die Buntbarsche in drei Gruppen aufgeteilt und unterschiedlich gefüttert: Gruppe 1 bekam nur normales Fischfutter (Kontrollgruppe), Gruppe 2 erhielt zusätzlich wässrige Propolis-Lösung und Gruppe 3 bekam zusätzlich Pollen. Dann wurde verglichen, wie die Fische mit dem Malathion-Wasser zurechtkamen.

Eine typische Reaktion auf verminderte Wasserqualität ist normalerweise sinkende „Fitness“ der Fische: sie wachsen weniger gut, sind nicht so fruchtbar wie üblich und sterben früher. Die Studie konnte zeigen, dass Propolis und Pollen die Wirkungen des Gifts reduzierten: So blieb zum Beispiel die Fruchtbarkeit der männlichen Fische erhalten, obwohl sie akut oder chronisch dem Insektizid ausgesetzt waren. In der Kontrollgruppe überlebten nur 37,5% der Fische, in der Propolis-Gruppe waren es 50% und in der Pollen-Gruppe sogar 100%!

Was macht Pollen so gesund?

Die Autoren weisen darauf hin, dass Pollen eine ganze Reihe von gesundheitlichen Vorteilen mit sich bringt. Gegenüber Malathion könnte die Wirkung folgendermaßen aussehen: Malathion wirkt über sein Stoffwechselprodukt Malaoxon. Dieses tötet zum Beispiel Läuse, indem es sich an das Enzym Acetylcholinesterase bindet. Dadurch wird das Enzym inaktiviert, kann sich nicht mehr verändern, sondern nur noch anreichern – und zwar im Nervensystem. Die Nerven werden überstimuliert, das führt zum Tod der Läuse.

Im Pollen sind Cholinesterasen enthalten. Diese könnten – so der Verdacht der Wissenschaftler – nützlich sein, um die von Malathion gestoppte Acetylcholinesterase-Aktivität zu neutralisieren. Auch für Propolis wurde festgestellt, dass es ein Stück weit für einen Erholungseffekt auf die Acetylcholinesterase-Aktivität im Gehirn sorgt.

Insektizide machen nicht nur Fische krank

Was auch immer im Einzelnen wirkt: Zusammengenommen ist es ganz offenbar sinnvoll, Propolis und Pollen zu verfüttern, wenn man Fischen das Überleben in einem vergifteten Gewässer erleichtern will. Wobei es ganz sicher vernünftiger wäre, es gar nicht erst zu einer Belastung mit Pestiziden & Co kommen zu lassen! Die Bedeutung der Situation erkennt man an einer Verlautbarung aus Guatemala: Nicht nur die Fische würden sterben, heißt es dort. Auch die Nahrungssicherheit von circa 116.000 Einwohnern des Gemeindebezirks Sayaxché sei gefährdet.

Zusätzlich geben die medizinischen Datenbanken einige unschöne weitere Informationen über Malathion. Dieses Insektizid schädigt nicht nur Läuse und Fische, sondern kann auch für Menschen ein Problem darstellen: In einer Untersuchung ([2]) ging es zum Beispiel um schwangere Frauen, die je nach ihrer häuslichen oder beruflichen Belastung mit Pestiziden in vier Gruppen eingeteilt wurden, von unbelastet bis zu regelmäßig belastet. Je ausgeprägter die Belastung mit dem Gift, desto höher war auch der Blutdruck der Schwangeren.

In diesem Zusammenhang gibt es leider keine Untersuchungen zu den Auswirkungen von Propolis oder Pollen.

 

[1] Kandiel MMM, El-Asely AM, Radwan HA, Abbass AA. Modulation of genotoxicity and endocrine disruptive effects of malathion by dietary honeybee pollen and propolis in Nile tilapia (Oreochromis niloticus). Journal of Advanced Research. 2014;5(6):671-684. doi:10.1016/j.jare.2013.10.004.

[2] Ledda C, Fiore M, Santarelli L, et al. Gestational Hypertension and Organophosphorus Pesticide Exposure: A Cross-Sectional Study. BioMed Research International. 2015;2015:280891. doi:10.1155/2015/280891.

 

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