Propolis kann giftig sein: hohe PAK-Werte gefunden!

PAK in Propolis und anderen NEM
Bild Bigstock, Foto: dolgachov - PAK in NEM? Teilweise ist auch Propolis nicht "sauber".

Eine aktuelle Studie ([1]) zeigt, was für hässliche Gifte selbst in den gesündesten natürlichen Substanzen enthalten sein können. Belgische Wissenschaftler untersuchten Proben von verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln aus Einzelhandelsgeschäften verschiedener Länder auf ihren Gehalt an Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen, kurz PAK. Und leider wurden sie ausgerechnet bei Propolis-Produkten fündig.

Wie entstehen PAK?

PAK entstehen bei Verbrennungsvorgängen. Wenn also zum Beispiel Schlote und Autoauspuffe rauchen, dann werden sich im Rauch auch PAK befinden, die als Feinstaub zu Boden sinken. Schornsteinfeger und Asphaltarbeiter haben berufsbedingt Kontakt zu PAK. Im Privatleben sind Autoabgase und Tabakrauch die wichtigsten Quellen.

PAK entstehen auch, wenn Lebensmittel stark erhitzt, angebraten, gegrillt, gebacken oder geräuchert werden.

Was sind PAK?

Rund 250 verschiedene chemische Verbindungen werden unter dem Oberbegriff PAK zusammengefasst. Als Leitsubstanz wird bei Untersuchungen normalerweise Benzo(a)pyren genutzt, häufig mit dabei sind auch Benz(a)anthracen, Benzo(b)fluoranthen und Chrysen. Nach diesen vier PAK suchten die Wissenschaftler in der beschriebenen Untersuchung.

PAK gelten als besorgniserregende Stoffgruppe, weil mindestens einige von ihnen Krebs auslösen können. Die Gifte sind nicht leicht abbaubar: sind sie einmal da, verbleiben sie lange in der Umwelt und reichern sich in Organismen an, zum Beispiel im menschlichen Körper.

Man kann sie über Lebensmittel oder Wasser aufnehmen, einatmen und durch die Haut aufnehmen. Sie reizen die Haut und Schleimhäute. Einige PAK sind beim Menschen eindeutig krebserzeugend (z. B. Lungen-, Kehlkopf-, Hautkrebs sowie Magen- und Darmkrebs bzw. Blasenkrebs). Die Möglichkeit der Fruchtschädigung oder Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit besteht.

 

Für die einzelnen hier untersuchten PAK gelten folgende Gefahrenhinweise:

Benzo(a)pyren: Kann Krebs erzeugen, genetische Defekte verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, und das Kind im Mutterleib schädigen, ist sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung

Benz(a)anthracen: Kann Krebs erzeugen, Sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung

Benzo(b)fluoranthen: Gefahr: Kann Krebs erzeugen, Sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung

Chrysen: Kann Krebs erzeugen, vermutlich genetische Defekte verursachen, sehr giftig für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung

Nahrungsergänzungsmittel im Test

Die Wissenschaftler untersuchten über 100 Nahrungsergänzungsmittel auf ihren Gehalt an Benzo(a)pyren, Benz(a)anthracen, Benzo(b)fluoranthen und Chrysen. Zum Vergleich werden hier die Summen der vier PAK benutzt, die Studie selbst enthält auch die einzelnen Werte.

Getestet wurden Nahrungsergänzungsmittel wie Ingwer, Fischöl-, Ginseng-, Chlorella- und Spirulina-Kapseln – und eben auch mehrere Propolis-Produkte. Viele der überprüften Produkte enthielten zwischen 1 und 5mg der vier PAK, etwa ein Sibirischer Ginseng (3,8mg), ein Ginkgo biloba (1,9mg) oder ein Omega-3-Fischöl (1,4mg). Andere waren etwas höher belastet, etwa ein Baldrianprodukt (143,1mg), ein Johanniskraut (126,5mg), ein Pu-Erh-Tee (50,7mg) oder zwei Propolis-Produkte (35,1mg und 7,7mg). Die Ausreißer nach oben heißen Propolis intens (656,9mg) und Propolis liquid (709,4mg).

Gründe für Qualitätsunterschiede bei Propolis

Die Studie zeigt also, dass man beim Kauf von Propolis wesentliche Qualitätsunterschiede erwarten darf. Ob Propolis von Großstadtbienen wohl mehr Feinstaub enthält als Propolis vom Land? Oder spielt es eine Rolle, wie oft und wie lange der Imker mit dem Smoker Rauch in den Bienenkasten bläst? Eine weitere Ursache scheint darin zu liegen, dass Bienen auf der Suche nach klebrigem Harz auch weichen Asphalt von der Straße für eine gute Quelle zur Propolisherstellung halten ([2]).

Es sind jedenfalls noch einige Fragen offen. Sicher ist eigentlich nur, dass Laboranalysen zur Qualitätskontrolle Sinn machen.

 

[1] Zelinkova Z, Wenzl T. EU marker polycyclic aromatic hydrocarbons in food supplements: analytical approach and occurrence. Food Additives & Contaminants Part A, Chemistry, Analysis, Control, Exposure & Risk Assessment. 2015;32(11):1914-1926. doi:10.1080/19440049.2015.1087059.

[2] Alqarni AS, Rushdi AI, Owayss AA, Raweh HS, El-Mubarak AH, Simoneit BRT (2015) Organic Tracers from Asphalt in Propolis Produced by Urban Honey Bees, Apis mellifera Linn. PLoS ONE 10(6): e0128311. doi:10.1371/journal.pone.0128311

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