Stadtimkerei – ein Stück natürliches Lebensgefühl

Stadtimkerei als natürlicher Trend
Bild Bigstock, Foto: Alison Hancock - Imkern im urbanen Raum ist ein Trend

Den Begriff Imkerei verbinden die meisten Menschen mit einer idyllischen Landschaft: blühende Wiesen, Obstbäume, ein romantischer Bauernhof und mittendrin stehen Bienenkästen, um die es summt und brummt. Leider ist es mit der Romantik meistens schon vielerorts längst vorbei. Der ländliche Raum ist von Monokulturen geprägt, Insektizide und Herbizide werden gespritzt, Felder sind überdüngt. Zum Beispiel beherrscht der Maisanbau ganze Landstriche. Die Biodiversität ist gefährdet – und damit die Bienen. Blühende Wiesen sieht man kaum noch, denn um die Biogasanlagen zu füttern, wird so häufig gemäht, dass sich die Blüten nicht ausbilden können. Die Bienen auf dem Land haben es heutzutage schwer. Oft gibt es bereits im frühen Sommer keine Nahrung mehr. Der Imker muss zufüttern.

So merkwürdig das klingt: Das Leben in der Stadt ist für Bienen freundlicher. Entgegen der Meinung vieler Menschen finden die Honigbienen hier eine breitere Lebensgrundlage vor. In Parks, Schrebergärten, Alleen, Botanischen Gärten, Balkonkästen, Vorgärten oder Friedhöfen finden Bienen und andere Insekten ein breites Spektrum an Blumen und Bäumen, die vom Frühjahr bis Herbst Nahrung liefern. Es gibt sogar Berufsimker, die zum Beispiel ihre Völker zur Lindenblüte nach Berlin bringen, damit sie den sortenreinen Lindenblütenhonig ernten können. Nicht nur die Hauptstadt Deutschlands ist grün, sondern viele Großstädte. Immer mehr Menschen interessieren sich auch in der Stadt für das schöne Hobby der Bienenhaltung. Die Bienen werden häufig auf Dachterrassen oder Balkone gestellt. Die Stadtimker haben nicht viele Völker, zwei bis sieben Stück, aber für sie ist die Bienenhaltung ein Stück grünes Lebensgefühl.

Hochwertige Honigqualität von Stadtimkern

Die Qualität des Honigs aus der Stadt wurde natürlich inzwischen vielerorts in Fachlaboren untersucht. Die hohen Qualitätsanforderungen des Deutschen Imkerbundes gelten selbstverständlich auch hier. Wichtige Kriterien sind neben dem Wassergehalt von max. 18 % die Invertaseaktivität und der sogenannte HMF-Gehalt (Hydroxymethylfurfural-Gehalt). Die letzten beiden Werte sagen etwas darüber aus, ob Honig schonend gewonnen, gelagert und verarbeitet wurde. Eine hohe Invertaseaktivität bedeutet, dass der Honig nicht wärmebehandelt wurde und seine gesunden Inhaltsstoffe vorhanden sind. HMF ist ein Zuckerabbauprodukt. Ein hoher HMF-Gehalt entsteht durch Überhitzung oder unsachgemäße Lagerung. Hier darf der Grenzwert von 15 mg/Kilo Honig nicht überschritten werden.

Man stellte in den Untersuchungen fest, dass Abgase oder andere städtischen Luftverschmutzungen der Honigqualität nichts anhaben. Grenzwerte von z. B. Blei oder Cadmium liegen unter der Nachweisgrenze. Das gilt sogar für den Honig von Bienen, die aus Versuchszwecken an Flughäfen oder neben Autobahnen stehen, um ein Biomonitoring durchzuführen. In diesem Fall darf jedoch  nicht von der Honigqualität auf eine saubere Luft geschlossen werden. Bienen besuchen frisch aufgeblühte Blüten. Die Zeit, um Schadstoffe aus der Umgebung aufzunehmen, hat die Blüte kaum. Darüber hinaus können die Bienen selbst Schadstoffe aus dem Nektar herausfiltern, um sich und die Brut zu schützen.

Der Honig von Stadtimkern ist aromenreicher, denn das Nahrungsangebot ist vielfältiger. Auch fehlt in der Stadt der großflächige Einsatz von Pestiziden. Niemand würde auf die Idee kommen, ganze Alleen mit Spritzmitteln einzunebeln, wie das beispielsweise auf Obstplantagen der Fall ist. Ein weiterer Aspekt: Bienen haben in der Stadt auch nicht die Möglichkeit, an genmanipulierte Pflanzen zu kommen.

 

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