Vater Imker, Sohn Winzer – kann das gut gehen?

Paul Busch, Imker, Winzer
Foto: privat - Hobbyimker Paul Busch. Sein Sohn ist Winzer an der Mosel

Markus Busch ist Winzer, er hat das Familien-Weingut in Pünderich an der Mosel vor zehn Jahren von seinem Vater übernommen. Der Vater Paul Busch ist Hobby-Imker. Treffen da zwei Welten in einer Familie zusammen? Ruth Auschra fragte neugierig bei Markus Busch nach.

Herr Busch, können sich Winzer und Imker überhaupt vertragen?

Markus Busch: Ja, sicher. Warum denn nicht?

Ich dachte an Gifte, an Herbizide und Insektizide, zum Beispiel Neonicotinoide. Die Winzer spritzen, die Imker sorgen sich um ihre Bienen – so ungefähr.

Busch: Die unter Imkern in Verruf geratenen Neonicotinoide kommen im Weinbau nicht zum Einsatz. Generell werden im Weinbau kaum Insektizide eingesetzt.

 Wie kommt denn eigentlich diese Abneigung zwischen Imkern und Winzern zu Stande?

Busch: Ich weiß gar nicht, ob es so eine Abneigung gibt. Aber es ist sicher, dass wir Winzer – anders als andere Landwirte – nicht auf die Bienen angewiesen sind. Wein muss nicht bestäubt werden, darum ist das Bienensterben für viele Winzer vielleicht nicht so ein Thema. Die Bienen zieht es auch nicht wirklich in den Weinberg, weil sie dort in der Regel nichts finden. Trotzdem macht man sich als Winzer, der ja in der Natur arbeitet, so seine Gedanken. Seit Herbst 2014 befinden wir uns zum Beispiel daher selbst in der Umstellphase zum ökologischen Anbau.

Hat das etwas mit den Bienen Ihres Vaters zu tun?

Busch: Indirekt schon. Es hat etwas mit meinem eigenen Anspruch als Winzer zu tun. Ich erzeuge ein Naturprodukt und sorge mich daher um einen nachhaltigen Umgang mit der Natur. Mein Vater ist Hobbyimker und hat acht Bienenvölker. Unser Nachbar hat kürzlich ebenfalls mit der Imkerei angefangen. Als neuer Imker musste er seinen ersten Honig analysieren lassen. Die Honigprobe wurde also sensorisch getestet und hat in allen Kategorien die höchste Punktzahl erhalten. Bei der chemischen Analyse wurde ihm bestätigt, dass sein Honig frei von Pestiziden ist. Und das hier, mitten im Mosel-Weinbaugebiet und ganz nah am Weinberg! Mich hat das Ergebnis ehrlich gesagt selbst überrascht. Und trotzdem, das Bienensterben kann man nicht wegdiskutieren. Ich denke, dass es da zu Kumulationseffekten verschiedener äußerer Einflüsse kommt, wie zum Beispiel der Varroamilbe.

Noch mal zurück zu den Insektiziden…

Busch: Insektizide werden ja eingesetzt, um Insekten abzutöten. Das ist im Weinberg gar nicht so ein Problem. Bis auf die Kirschessigfliege, die im letzten Jahr zum ersten Mal in unserer Region aufgetreten ist. Gegen die muss man gegebenenfalls tatsächlich spritzen. Gegen alle anderen Schädlinge ist das in der Regel gar nicht nötig. Der Traubenwickler wird zum Beispiel mittlerweile mit Pheromon-Ampullen verwirrt und somit die natürliche Population gebremst. Im Weinbau haben wir vor allem Probleme mit Pilzkrankheiten.

Und die Behandlung von Pilzen ist nicht schädlich für die Bienen? Wie sieht Ihr Vater das denn als Imker?

Busch: Ich kann nur sagen, dass alle Pflanzenschutzmittel auf Bienenverträglichkeit getestet werden und dass in meinem Weingut der Einsatz so zurückhaltend erfolgt wie möglich.

Ich habe mal am Neckar gesehen, dass Spritzmittel vom Hubschrauber über einen Weinberg verteilt wurden. Das sah nicht zurückhaltend aus.

Busch: Wer sich mit dem Weinbau nicht auskennt, der denkt gerne, dass vom Hubschrauber immer nur Gift versprüht wird. Das stimmt so nicht, es ist zum Beispiel auch Schwefel, der mit dem Hubschrauber ausgebracht wird. In der Steillage ist der Pflanzenschutz eine extrem aufwendige Arbeit. Am Steilhang ist im biologischen Weinbau das Hauptproblem die Unkrautvernichtung. Herbizide, also Unkrautvernichter wie Glyphosat, die werden bei uns schon seit etlichen Jahren nicht mehr benutzt und sind im Ökoanbau natürlich verboten. Stattdessen muss das Unkraut mechanisch entfernt werden. Der Boden wird gelockert, entweder per Hand oder mit der Seilwinde und dem Pflug. Das ist wirklich Knochenarbeit. Als ökologisch tätiger Winzer arbeiten wir übrigens auch für den Bienenschutz. Wissen Sie das?

Nein. Inwiefern?

Busch: Wir sorgen für eine artenreiche Begrünung im Weinberg. In den Rebgassen wird eine Pflanzenmischung ausgesät, die auch als Bienenweide dient.

Warum machen Sie das?

Busch: Nicht nur aus Liebe zu den Bienen. Für biologische Winzer ist es wichtig, möglichst viele Insekten in den Weinberg zu locken, damit die Schädlinge Fressfeinde haben. In einem biologisch vielfältigen Weingarten soll es natürliche Gegenspieler geben, sodass kein Schädling sich zu sehr ausbreiten kann.

Letzte Frage: Was für Honig erntet Ihr Vater?

Busch: Mein Vater mischt Früh- und Sommertracht. Da liefern ihm die Bienen einen geschmacklich sehr vielfältigen Honig. Das Moseltal ist kleinklimatisch gesehen nicht nur gut für Wein, sondern auch für die Bienen. Die Temperaturen sind angenehm mild. Und wir haben hier keine Monokulturen aus Raps oder Mais, sondern die Bienen finden zum Beispiel Akazien und Apfelbäume. Es blüht eigentlich ständig etwas.

Dann bedanke ich mich für das Gespräch und wünsche Ihnen gute Honig- und Weinernten!

 

 

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