Aus der Volksheilkunde unterschiedlicher Länder ist die Therapie mit Bienengift seit vielen Jahrtausenden bekannt. Die frühen Methoden klingen für heutige Patienten eher brutal. So mussten Kranke mit chronischen Gelenkschmerzen zum Beispiel eine Hand in den Bienenstock stecken, um die Bienen zum Stechen zu provozieren – eine schwer dosierbare Methode!
Heute wird Bienengift zu Therapiezwecken vom Arzt meist mit dünnen Nadeln unter die Haut gespritzt („Quaddeln“). Ganzheitliche Therapeuten setzen auch einzelne Bienen mit Hilfe einer Pinzette zum Stechen auf die Haut gesetzt, zum Beispiel auf eine Narbe oder einen Akupunkturpunkt. Bienengiftsalbe wurde früher auch in Deutschland gegen Muskelschmerzen erfolgreich benutzt.
Historie der Bienengift-Therapie
Hippokrates, der etwa 400 Jahre vor Christi Geburt lebte, soll bereits Bienengift zu Heilzwecken benutzt und es als Arcanum bezeichnet haben. Arcanum bedeutet so viel wie „geheimnisvolles Heilmittel“. Ein halbes Jahrtausend später setzte auch Galenus Bienengift ein. Überliefert ist ein heute ungewöhnlich wirkendes Rezept aus seiner Praxis: Der Heiler verwendete tote Bienen, die er mörserte und mit Honig vermischte. Die Mischung sollten kahlköpfige Menschen auf ihrem Schädel verteilen – als Haarwuchsmittel!
Was ist drin im Bienengift?
Wer schon einmal zufällig von einer Biene gestochen wurde, kennt die Wirkung: Die Haut wird rot und heiß, sie wird also sichtbar besser durchblutet. Schon diese körpereigene Immunreaktion kann chronische Entzündungen vermindern und Schlackenstoffe abtransportieren.
Zusätzlich enthält Bienengift mindestens 18 pharmakologisch wirksame Komponenten. Hauptwirkstoff ist das Melittin. Dieser Eiweißstoff ist wirksam gegen Bakterien, erweitert die Gefäße und senkt so den Blutdruck. Melittin kann auch die Blutgerinnung hemmen. Es ist das stärkste Allergen aus dem Bienengift. In Korea wird zu Therapie- und Forschungszwecken häufig ein gereinigtes Bienengift-Präparat (Sweet Bee Venom) genutzt, das weniger Allergien verursacht.
Wogegen wirkt Bienengift?
Erfolge mit Bienengift an Patienten mit Parkinson und Multipler Sklerose werden beschrieben, vor allem in osteuropäischen Staaten und in Russland. Ein weiteres typisches Einsatzgebiet für Bienengift sind rheumatische Erkrankungen und Gelenkprobleme. Die verstärkte Durchblutung hilft dabei, den Stoffwechsel zu aktivieren und das Blutbild zu verbessern. Neuerdings hört man auch von der Anwendung von Bienengift bei Borreliose, zum Beispiel bei Gelenkbeschwerden oder Nervenproblemen durch Borrelien. Forschungsergebnisse mit Bienengift sprechen auch dafür, dass es gegen HIV wirksam ist, gegen den AIDS verursachenden Virus also.
Angeblich haben viele Prominente Bienengift als Alternative zu Botox entdeckt. Es wird berichtet, dass winzige Mengen Melittin in einer Hautcreme für Mikro-Schwellungen der Haut sorgen. Dadurch soll das Hautbild glatter, elastischer und jugendlicher aussehen. Langfristig angewendet kann Bienengift den Wiederaufbau von Kollagen und Elastin anregen, so dass die alternde Haut wieder fester und elastischer wirkt.
Wie gewinnt man Bienengift?
Bienengift wird im Giftapparat der Honigbiene produziert. Er besteht aus den Giftdrüsen, der Giftblase und dem Stachel. Für die Biene endet der Bienenstich mit dem Tod: Ihr Stachel hat Widerhaken, die sich beim Stich in der Haut festhaken. Wenn die Biene nach dem Stich wegfliegen will, reißt sie sich die Giftblase aus dem Körper. An dieser Verletzung stirbt sie.
Um Bienengift zu sammeln, nutzt man heute normalerweise Drahtstromfallen. Die Bienen werden dabei mit einem minimalen Reizstrom konfrontiert. Daraufhin geben sie Bienengift ab. Im Gegensatz zum Stechen bleiben die Bienen bei dieser Methode am Leben.
Risiken
Für Menschen mit einer Allergie gegenüber Bienengift ist die Therapie mit Bienengift selbstverständlich ungeeignet. Ein Risiko kann darin bestehen, dass Patienten nicht über ihre Allergie Bescheid wissen. Deshalb sind hohe Sicherheitsanforderungen an diese Therapieform zu stellen. Vor allem müssen Therapeuten in der Lage sein, allergische Notfälle sicher zu erkennen und schnell richtig zu behandeln.
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