Quendel hat bereits eine lange Tradition
Während viele Thymian-Arten Wärme und Sonne brauchen, hat es der Feldthymian (Thymus serpyllum) aus der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) geschafft, sich bei uns zu akklimatisieren. Am liebsten wächst er auf sonnenverwöhnten, trockenen und mageren Standorten und ist winterhart. Die auch unter dem Namen Quendel bekannte Pflanze übersteht mühelos längere Trockenperioden, aber lang anhaltende Nässe schadet ihr. Sie wächst wild in sandigen Gebieten, an Hängen oder in Steinbrüchen. Sie ist eine kriechende Pflanze, die oft ganze Teppiche bildet. Feldthymian lässt sich gut in großen Blumentöpfen auf dem Balkon kultivieren, hierfür die Gartenerde großzügig mit Sand mischen. Aber auch im eigenen Garten fühlt er sich zwischen Terrassensteinen, an Steinmauern oder in Kräuterschnecken wohl. Im Frühling sehr sparsam mit ein wenig Kompost düngen. Damit er den Winter übersteht, müssen die Triebe ausreifen können.
Thymian wurde bereits in Ägypten als Zutat zum Einbalsamieren der Pharaonen verwendet. Die Römer und Griechen badeten im Thymianwasser, wobei das Kraut in der römischen Kultur für Mut und Tapferkeit stand. In der griechischen Kultur war es eher Symbol für Stil und Eleganz. Die heilkundige Äbtissin Hildegard von Bingen schätzte Quendel als ein Heilkraut, das sie zum Beispiel bei Nervenschwäche, Stress, Vergesslichkeit, Hauterkrankungen, Husten oder bei Magen-Darm-Störungen empfahl. Aber auch mit Auflagen oder Kräuterkissen arbeitete sie zur äußerlichen Anwendung, was sie als hilfreich gegen Rheumatismus beschrieb. Dem enthaltenen ätherischen Öl Thymol wird eine antibakterielle und desinfizierende Wirkung nachgesagt. Außerdem enthält Quendel Gerbstoffe und Bitterstoffe, die Leber und Galle unterstützen können.
Quendel ist aber auch ein aromatisches Würzkraut, wobei die Blätter und jungen Triebe verwendet werden. Man muss also die Blättchen nicht mühsam einzeln abstreifen. Erntezeit ist von etwa Juni bis September. In dieser Zeit bildet Quendel filigrane zartrosa bis violette Blüten aus, die sehr gerne von Bienen besucht werden. Da die Pflanze bis in den Spätsommer blüht, ist es eine ausgesprochen gute Bienenweide und liefert Pollen und Nektar in einer Zeit, wo kein großes Nahrungsangebot mehr vorhanden ist. Im Sprachgebrauch heißt die Pflanze auch Bienenkraut.
Ausgesprochen gut schmeckt Quendel zu Geflügel, aber er harmoniert auch perfekt mit mediterranen Gerichten, Aufläufen, Pasteten, Suppen, Tomaten, Salaten und Fleischgerichten, es gibt sogar ein überliefertes Rezept von Hildegard von Bingen für Quendelkekse oder andere Backwaren. Man kann Quendel als Wintervorrat trocknen und in einem geschlossenen Glas aufbewahren. Daraus lässt sich gut Tee herstellen, einfach einen Teelöffel getrocknete Blätter mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen und fünf bis zehn Minuten ziehen lassen. Besonders gut schmeckt der Tee natürlich mit ein wenig Blüten- oder Waldhonig gesüßt, was den leicht herb-bitteren Geschmack überdeckt. Zunächst sollten Sie den Tee ein wenig abkühlen lassen, bevor Sie den flüssigen Honig Ihrer Wahl dazu geben. Selbstverständlich kann man den Aufguss auch in einer größeren Menge herstellen und ein Gesichts-Dampfbad machen, um es direkt auf Haut und Atemwege wirken zu lassen. Einfach eine Schüssel verwenden und sich mit dem Gesicht über die Schüssel beugen. Um das angenehme Erlebnis zu verlängern, können Sie ein großes Handtuch über den Kopf und die Schüssel geben, dann dampft es länger.
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