Honig für Zuckerkranke?

Honig und Diabetes
Bild: Dr. Lackner

Dr. Gottfried Lackner ist heute im Ruhestand, früher war er Arzt für Allgemein- und Arbeitsmedizin. Er hat sich – nicht zuletzt aus eigener Betroffenheit – mit dem Einsatz von Bienenprodukten bei Diabetes und metabolischem Syndrom beschäftigt.

Herr Dr. Lackner, wie fing das mit der Apitherapie bei Ihnen an?

Dr. Lackner: Ich hatte im Jahr 2001 mit apitherapeutischen Anwendungen begonnen. Anfangs habe ich nur konzentrierte alkoholische Propolis-Lösung eingesetzt, um problematische Läsionen und Infektionen im Lippen-, Mund-, Zahn-, Kiefer- und im Rachenbereich zu behandeln. Das wirkte sehr gut. Ich hatte immer ein bisschen mit meinem Körpergewicht zu kämpfen. Um die Jahrtausendwende hatte ich mein Gewicht einigermaßen normalisiert, das heißt, ich pendelte bei einer Körpergröße von 186 cm zwischen 90 und 100 kg. Nach meiner Pensionierung übersiedelte ich nach Kärnten und begann wieder kräftig zuzunehmen. Im Winter 2008/09 hatte ich knapp 140 kg und im Frühjahr 2009 fasste ich den Entschluss, etwas zu unternehmen.

 

Gab es einen Anlass?

Dr. Lackner: Ja. Der Zucker war entgleist, ich benötigte Unmengen an Insulin und fühlte mich krank. Ich begann mit einer moderaten Diät und einer Honigkur, das heißt, ich aß täglich 20 – 30g Honig. Nach dem Besuch der Apimondia 2009 in Montpellier stellte ich dann auf meinen Mix um.

 

Was darf ich mir darunter vorstellen?

Dr. Lackner: Mein Honigmix besteht aus Honig vom regionalen Imker gemischt mit anderen Natursubstanzen aus dem Bienenvolk. Diese Zusätze sind 47 % Entdeckelungswachs, 2 % Propolis und 1 % Geleé Royale. Von diesem Honigmix habe ich einmal täglich zwei Teelöffel mit Brot gegessen.

 

Sie empfehlen Honig vom regionalen Imker?

Dr. Lackner: Ja, ich empfehle Honig vom Imker, insbesondere vom Imker aus der Region. Einerseits enthalten Honig und Bienenprodukte aus dem Regal oft Substanzen unbekannter Provenienz, sind meist denaturiert und daher frei von wertvollen Naturstoffen. Andererseits wird durch den Kauf beim regionalen Imker die regionale Imkerei gefördert. Dies verbessert durch die vermehrte Bestäubung von Blütenpflanzen die regionale Ökologie. Dabei denke ich an die Artenvielfalt, den höheren Ertrag bei Obst und nicht zuletzt die Bodenfestigkeit und Wasserretention, also weniger Erosion und damit weniger Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Hangrutschungen und Muren.

 

Also trocken Brot mit Honigmix zum Frühstück?

Dr. Lackner: Ja, entweder zum Frühstück, dann habe ich nichts anderes gefrühstückt. Oder etwa 1-2 Stunden, bevor ich erfahrungsgemäß mit einer Heißhungerattacke rechnen konnte.

 

Welche Effekte hatte dieses Honigmix-Essen?

Dr. Lackner: Die Heißhungerattacken werden weniger, also eine Optimierung des Essverhaltens. Es kam zu einer Gewichtsabnahme und die Insulinresistenz wurde besser.

 

Können Sie erklären, was in diesem Honigmix wie wirkt?

Dr. Lackner: Da wäre zuerst der Honig. Infolge des günstigen glykämischen Index wird er langsam und gleichmäßig resorbiert. Dadurch werden im Gegensatz zu anderen Kohlehydraten Heißhungerattacken minimiert. Das Wachs vermindert und verlangsamt die Resorption der Nahrung. Insbesondere das Entdeckelungswachs enthält zahlreiche wertvolle Vitamine und Spurenelemente. Die letzten beiden Bestandteile, Propolis und Geleé Royale, reduzieren die Insulinresistenz.

 

Haben Sie irgendwelche Nebenwirkungen bemerkt?

Dr. Lackner: Nein, praktisch keine. Da decken sich meine Erfahrungen mit der Honigstudie von Dr. Puttinger, die Ergebnisse findet man im Internet. Allerdings sollte man einige Dinge unbedingt beachten. Insulinpflichtige Diabetiker sollten diese Kur nur in Rücksprache mit dem Arzt machen. Es ist wichtig, einen Typ-1-Diabetes auszuschließen. Und anfangs sollte man viermal täglich oder noch öfter den Blutzucker messen.

 

Warum?

Dr. Lackner: Die Insulinresistenz schwindet oft relativ rasch. Das muss man bemerken, um die Therapie anpassen zu können.

 

Wie war das bei Ihnen? Also was veränderte sich bei Ihnen, als Sie mit dem Honigmix anfingen?

Dr. Lackner: Bei mir war es so gewesen, dass ich mit Honig und Diät alleine zwar mein Gewicht gut reduzieren konnte, aber die Insulinresistenz nicht zufriedenstellend in den Griff bekommen hatte. Ich hatte zusammen mit dem Honigmix übrigens auch die Diabetesbehandlung modifiziert. Schon nach wenigen Wochen trat dann der Erfolg ein: ich nahm weiterhin ab, brauchte kaum noch Insulin und fühlte mich wohl. Seither nehme ich den Mix – und mein Gewicht blieb stabil. Von Frühjahr 2009 bis März 2015 habe ich von 132 kg auf 94 kg abgenommen. Damals hatte ich einen Body-Mass-Index von 40, jetzt liegt er bei 27,5. Der Bauchumfang ist von 142cm auf 104cm zurückgegangen und mein HbA1c ist mit 7,3% auch in Ordnung.

 

Brauchen Sie gar keine Medikamente mehr?

Dr. Lackner: Doch, eine orale Diabetestherapie: Metformin 2425 mg, Sitagliptin 100mg und Dapogliflozin 10mg. Gelegentlich nehme ich noch Insulin NovoRapid. Das brauchte ich früher täglich. Zuerst habe ich die Dosis reduziert, jetzt brauche ich es nur noch 1-3 mal im Monat, wenn ich Diätfehler gemacht habe. Zwei andere Diabetesmittel habe ich auch abgesetzt, Insulin NovoMixtard und Humalog. Allerdings spritze ich mir seit Jänner 2015 täglich 20 Einheiten Lantus.

 

Warum?

Dr. Lackner: Das ist nur natürlich. Ich bin älter geworden und mein Diabetes besteht schon seit 1989. Daher kann ich ihn seit Anfang 2015 mit oraler Therapie alleine nicht mehr beherrschen!

 

Ich habe gehört, dass Sie eine Studie mit dem Honigmix durchführen.

Dr. Lackner: Richtig. Im Frühjahr 2013 begann ich gemeinsam mit dem Apotheker Dr. Dominik Schantl eine Anwendungsbeobachtung bei einer Reihe von Probanden. Leider war bis dato die Anzahl der Probanden zu gering, um schlüssige Ergebnisse zu erhalten. Allerdings kann ich festhalten, dass bei keinem eine Unverträglichkeit bzw. Verschlechterung der Gesundheit aufgetreten ist. Viele Probanden brachen die Therapie ab, weil ihnen der Honigmix nicht schmeckte bzw. weil ihnen die Klebrigkeit infolge des hohen Wachsanteiles unangenehm war. Wir arbeiten laufend an der Verbesserung dieser Parameter! Allerdings konnte ich bei jenen, die durchgehalten haben, eine deutliche Verbesserung der Stoffwechselsituation und bei den Übergewichtigen eine deutliche Gewichtsreduktion feststellen.

 

Sie machen weiter mit der Studie?

Dr. Lackner: Ja! Ich wurde als Referent zur 2. Apitherapiefachtagung der „mediapis“ am 15.3.15 in Seligenstadt eingeladen und habe dort meine Apitherapie von Diabetes und metabolischem Syndrom einem kompetenten Fachpublikum vorgestellt. Mehrere Teilnehmer haben sich bereit erklärt, an einer professionellen Anwendungsbeobachtung in großem Stil mitzuarbeiten – ja, eine Heilpraktikerin konnte sogar schon über die erfolgreiche Anwendung bei drei Patienten berichten.

 

Geben Sie weitere Ernährungstipps, zusätzlich zu dem trockenen Brot mit Honigmix?

Dr. Lackner: Ich gebe auch eine Diätempfehlung. Bei den Getränken sollte man keinen oder nur gelegentlich Alkohol trinken, also zum Beispiel 1/3l Bier, 1/8 Wein oder ½l Most. Wasser, Tee, Kaffee sind erlaubt, eventuell auch Milch oder Sahne zu Tee oder Kaffee. Alle anderen Getränke sind möglichst zu vermeiden. Zum Beispiel sollte kein alkoholfreies Bier getrunken werden, dann lieber eine kleines normales Bier. Auch zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte, Cola oder Energydrinks sind zu vermeiden. Der wichtigste Tipp beim Essen ist, dass man sofort aufzuhören hat, wenn man satt ist, wenn man also keinen Hunger mehr hat. Industrielle Nahrung ist wegen mangelhafter Kennzeichnung zu vermeiden. Ich ärgere mich oft, dass wir nicht das Ampelsystem haben. Aber leider hat die Nahrungsmittellobby in der EU das kleingedruckte und unverständliche Zusammensetzungssystem durchgesetzt. Margarine und ähnliche schädliche Fette sollen nicht gegessen werden. Fett kann man gut einsparen und wenn, dann sollte man lieber geringe Mengen Butter oder Schmalz zu sich nehmen. Man sollte wenig oder keine Süßigkeiten essen. Gut sind häufige kleine Mahlzeiten – mäßig Obst, reichlich Gemüse und Ballaststoffe.

 

Dann wünsche ich Ihnen guten Appetit, aber wenig Heißhunger!

 

Kontakt zu Dr. Lackner: dr_lackner@hotmail.com

Foto: Dr. Gottfried Lackner (Foto: privat)

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