Gestatten: Sabrina Moriggl, die bayerische Honigkönigin

Honigkönigin - Sabrina Moriggl
Bildquelle: privat - Sabrina Moriggl, amtierende und begeisterte bayerische "Honigkönigin"

Genauer gesagt ist Sabrina Moriggl zeitlich befristete Honigkönigin: von 2015 bis 2017 nämlich. Eigentlich arbeitet sie in der elterlichen Gastwirtschaft, schreibt Krimis und kümmert sich um ihre Bienenvölker. Ruth Auschra stellte der Honigkönigin neugierige Fragen zu den Hintergründen.

 Frau Moriggl, Sie sind Imkerin, oder?

Moriggl: Ja, ich habe zurzeit vier Völker, zwei Wirtschaftsvölker und zwei, die ich im Miniplus überwintere. Ich weiß noch nicht genau, wie viele ich im nächsten Jahr haben werde.

Sie sind also nicht hauptberuflich Imkerin. Können Sie davon leben, dass Sie Honigkönigin sind?

Moriggl (lacht): Nein, das wäre zwar sehr schön, aber das Amt der Bayerischen Honigkönigin ist ein Ehrenamt.

 Aber vermutlich ein Ehrenamt mit gewissen Aufgaben. Was muss eine Honigkönigin tun?

Moriggl: Zunächst ist die Honigkönigin vom Landesverband der bayerischen Imker und vom Verband Bayerischer Bienenzüchter bestellt. Diese 30.000 Imker vertrete ich. Das heißt, ich trete als Repräsentantin der Imker, des Honigs und der Bienen in Bayern auf und bin viel unterwegs. Ich gehe auf Veranstaltungen, wo man direkt mit den Verbrauchern redet, zum Beispiel war in München die Bauernmarktmeile ein großer Event. Häufiger ist die Teilnahme an regionalen Märkten. Wichtig ist immer, dass ich die Verbände, den Honig und die Imkerei vertrete.

Sie dürfen vermutlich nicht sagen, dass ein bestimmter Honig besonders gut ist…

Moriggl: Das könnte ich auch gar nicht und darum geht es bei meinem Amt auch nicht. Die regionalen Unterschiede sind viel zu groß. Vom Geschmack her merke ich bei meinem eigenen Honig auch, dass je nach Tracht ein anderes Geschmackserlebnis herauskommt. Also kann ich nicht sagen, dieser oder jener Honig schmeckt besser. Ich transportiere objektiv den Honig als Produkt und die Imkerei als Imkerei nach Außen

Also geht es auch nicht um eine Wertung oder einen Vergleich von Bio- oder anderer Imkerei…

Moriggl: Ja, so sehe ich das. Ich habe mal gehört, wie ein Bio-Imker etwas sehr Kluges gesagt hat. Er meinte, es gibt gute Bio-Imkereien wie gute konventionelle Imkereien. Auch bei Bio gibt es Schwarze Schafe. Ich könnte deshalb keine Wertung abgeben, welcher Weg der bessere ist.

Aber Ihnen werden auf Veranstaltungen Fragen gestellt, oder? Gibt es typische Fragen?

Moriggl: Das kommt darauf an. Jede Veranstaltung hat einen eigenen Ablauf. Es kann sein, dass Politiker zugegen sind, die zum Beispiel ein Glas Honig überreicht bekommen. Manchmal werden Interviews geführt, manchmal fragen ganz normale Leute auch danach, welchen Honig ich empfehlen kann. Dann spricht man zum Beispiel darüber, dass ein Waldhonig ganz anders schmeckt als ein Rapshonig. Es gibt auch Veranstaltungen mit Imkern, die die typischen Imkerei-Gegenstände dabei haben, Schleudern und so weiter. Da erkläre ich dann den Leuten, wie die Geräte funktionieren. Einmal gab es ein Bienenquiz, wo ich den Besuchern beim Antworten geholfen habe. Zum Beispiel bei der Frage, was die Bienen im Winter machen, denken viele Menschen, dass sie Winterschlaf halten. Das ist nicht richtig. Oder es wurde gefragt, wie viele Flügel Bienen haben. Das wissen ganz viele Menschen nicht. Ich habe auch schon Jungimker erlebt, die sich nicht unbedingt mit der Anatomie der Biene auskannten und ganz schockiert berichtet haben, dass ihre Bienen vier Flügel haben.

Wie viele Flügel haben Bienen denn? Das weiß ich auch nicht…

Moriggl: Vier Flügel. Ober- und Unterflügel sind mit einer Hakenreihe verbunden.

Wie sind Sie eigentlich Honigkönigin geworden? War das Zufall?

Moriggl: Ich hatte damals eine Annonce in einer Fachzeitschrift gesehen. Anfangs habe ich mich nicht getraut, weil ich noch nicht so lange Imkerin war. Dieses Jahr habe ich mich dann getraut und mich beworben. Dazu musste ich eine Facharbeit schreiben über den Wert des bayerischen Honigs. Dann wurde ich zum Vorstellungsgespräch eingeladen und es hat geklappt.

Der Wert des Honigs – was ist Honig denn wert?

Moriggl: Ich habe mehr über den ideellen und ökologischen Wert geschrieben, zum Beispiel über die Apitherapie, über die Inhaltstoffe von Honig, über die Landwirtschaft und die Bestäubung oder auch über die Geschichte. Über den Preis habe ich nichts geschrieben.

Aber Sie bekommen mit, dass die Preise ganz unterschiedlich sind.

Moriggl: Ja, das stimmt, da gibt es gravierende Unterschiede. In Aschaffenburg auf dem Markt sehe ich Honige für 14 Euro und in Passau weiß ich, dass es Honig für 2 Euro gibt. Oft 500g-Gläser im Glas vom Deutschen Imkerbund. Das ist eben die freie Marktwirtschaft. Marketing spielt da auch eine Rolle. In München wird zum Beispiel Honig gewonnen aus einem Schlosspark verkauft oder in Paris Honig vom Dach der Pariser Oper.

Aber 2 Euro für ein Glas Honig? Das ist doch nahezu verschleudert, oder?

Moriggl: Da steckt enorm viel Arbeit drin. Ab 30 Völkern führt man ein Gewerbe oder Nebengewerbe, ab etwa 120-150 Völker aufwärts zählt man zum Berufsimker. Ich mit meinen vier Völkern kann mich damit nicht vergleichen. Ich bin stolz auf meinen Honig, verlange einen soliden Preis und vermittle den Wert auch den Abnehmern. Bei mir ist alles Handarbeit. Ziehen der Wabe, entdeckeln und schleudern. Wobei ich nicht sagen möchte, dass Handarbeit besser ist als maschinell oder andersherum.

Können Sie überhaupt Urlaub machen als Imkerin?

Moriggl: Doch, das kann ich. Natürlich nicht immer. Während der Schwarmzeit könnte und wollte ich nicht für vier Wochen Urlaub machen. Aber ich lebe gerne mit den Bienen. Mich interessiert ja, was sie machen. Und da ich in der Gastronomie arbeite, bin ich zur Schwarmzeit sowieso eingebunden, da ist nämlich bei uns Saison.

Dann bedanke ich mich sehr für das Gespräch und wünsche Ihnen, dass Ihre Völker gut über den Winter kommen!

 

Foto: Sabrina Moriggl, die bayerische Honigkönigin (Foto: privat)

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*