Was ist eigentlich eine Weiselzelle?

weiselzelle
Weiselzelle, Bild: Polzer

Eine Weiselzelle ist eine Wabe in einem Bienenvolk, die sich deutlich von den sechskantigen Waben für die Arbeiterinnen-Bienen oder die Drohnen unterscheidet und in der eine Königin heranwächst. Manchmal wird die Bienenkönigin auch Weisel genannt.

Im Frühling haben die Arbeiterinnen den natürlichen Trieb, sich zu vermehren und durch einen Schwarm die Völker zu teilen. Da sie selbst keine Eier legen können, ist das Bauen der Weiselzellen für sie die einzige Möglichkeit, diesem Wunsch Ausdruck zu verleihen. Je nach Wetterbedingungen, Nahrungsangebot und Standort kann es bereits im April vorkommen, dass Bienen die sogenannten Weiselnäpfchen anlegen. Diese deutlich größeren Zellen werden meist an einem Wabenrand oder in eine Ecke platziert. Die aus Bienenwachs gebauten Zellen haben ihre Öffnung senkrecht nach unten gerichtet, in welche die Königin dann ein befruchtetes Ei hineinlegt. Dieses Ei unterscheidet sich durch nichts von den Eiern, aus welchen später Arbeiterinnen schlüßfen. Es kann auch passieren, dass in einem Bienenvolk mehrere Weiselnäpfchen gebaut und bestiftelt werden. Die Maden in den nach unten geöffneten Zellen werden von den Arbeiterinnen ausschließlich mit dem nährstoffreichen Gelee Royal versorgt, dem hauptsächlich aus hochwertigem Eiweiß bestehenden Königinnen-Futtersaft. Obwohl die Bienenkönigin größer ist als alle anderen Bewohner des Bienenstocks, hat sie durch diese hochwertige Nahrung eine kürzere Entwicklungszeit von nur 16 Tagen insgesamt.

Der Imker sieht die Weiselzellen mit gemischten Gefühlen. Es ist einerseits ein Alarm-Signal, dass das Volk in Schwarmstimmung ist, was der Imker vermeiden möchte. Mit einem Schwarm fliegt die alte Königin mit einem Teil des Volkes fort. Ohne den Imker ist das Volk an einem neuen Standort – in einem hohlen Baum oder an einem verlassenen Bienenstand – nicht überlebensfähig, weil die Varroabelastung zu hoch werden würde. Außerdem ist der verbleibende Teil des Volkes geschwächt und der Honigertrag fällt durch das kurzzeitige Fehlen der Flugbienen viel geringer aus. Es dauert eine ganze Weile, bis die Volksstärke wieder hergestellt ist. Manchmal ist es für einen Imker aber auch ganz geschickt, wenn er eine Wabe mit einer Weiselzelle findet, die er dann in einen Ableger hängen kann, sofern es ein Volk mit guten Eigenschaften ist. Zwei bis drei Brutwaben aus einem gesunden Volk zu entnehmen, das ist im Frühjahr unkritisch, um den Bestand an Völkern zu vermehren. Es ist im Prinzip eine ganz natürliche Sache, ein neues Wirtschaftsvolk heranzuziehen. Sofern es einem Schwarm gelingt zu entkommen, wird der Imker versuchen, ihn samt der Königin wieder einzufangen. Da kann es hoch hinausgehen, denn der Schwarm kann sich auch an einem hoch gelegenen Ast im Baum sammeln. Oft ist eine abenteuerliche Kletterpartie angesagt.

Kurz vor dem Schlüpfen gibt die junge Königin alle paar Sekunden einen hohen Fiep-Laut von sich, um ihre Geburt anzukündigen. Meist ist zu diesem Zeitpunkt die alte Königin schon ausgeflogen. Sollten sich mehrere Weiselzellen im Volk befinden, so wird die zuerst geschlüpfte Königin ihre Konkurrentinnen töten, um das eigene Überleben zu sichern.

Im Bild ist eine bereits verdeckelte Weiselzelle zu sehen, aus der nach acht Tagen Verdeckelungszeit eine junge Bienenkönig schlüpft.

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