In Lissabon arbeitet Antonio Couto seit 2003 mit der Apitherapie, die Mikroapipunktur bezeichnet er als seine Spezialität. Über seine Erfahrungen berichtete er auf dem Passauer Apitherapie Kongress 2015.
Den Begriff „Apitherapie“kennt bei uns kaum jemand, von wenigen Imkern und Heilpraktikern einmal abgesehen. Und die Methode der „Mikroapipunktur“ ist noch unbekannter. Wohlgemerkt: bei uns in Deutschland ist das so. Der Portugiese Antonio Couto setzt besonders gerne die Mikroapipunktur ein: eine alte japanische Methode, bei der Bienengift eine zentrale Rolle spielt. Der Stachelapparat der Biene wird aus ihrem Körper herausgelöst und vom Therapeuten wie eine Akupunkturnadel benutzt. Couto wird aus den verschiedensten Gründen darum gebeten, einen Versuch mit der Apitherapie zu unternehmen: manche Menschen wünschen sich ein jugendlicheres Aussehen oder wollen abnehmen, andere haben ernste Probleme wie Krebs, Autoimmunerkrankungen oder Arthritis. Seine Angebote haben sich offenbar herumgesprochen, seit 2003 hat er nämlich über 600 Patienten apitherapeutisch behandelt! Deren Alter reicht von 9 bis 92 – und bisher ist es noch nie zu einem anaphylaktischen Schock gekommen. Nur bei drei Patienten traten starke unangenehme Reaktionen auf das Bienengift auf.
Er hat insgesamt 34 Männer und 21 Frauen mit Rückenschmerzen apitherapeutisch behandelt. Die Männer bekamen 290, die Frauen 156 Behandlungen. Außerdem hat er Menschen mit Bandscheibenvorfällen behandelt: 36 Männer (340 Behandlungen) und 30 Frauen (247 Behandlungen). Und die Zufriedenheit mit den Ergebnissen? Die Resultate aller seiner Patienten – also auch derjenigen, die nicht wegen Rückenproblemen gekommen waren – sprechen für den Erfolg: 87% werden als positiv eingestuft, 11% als negativ und in 2% gab es keinen Effekt.
Viele Leser werden jetzt denken, dass diese Zahlen nicht wirklich umfangreich genug sind, um sich bei Kreuzschmerzen auf eine Mikroapipunktur einzulassen. Aus aktuellem Anlass bietet sich ein Vergleich an. Paracetamol ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Schmerzmittel. Würden Sie es gegen Rückenschmerzen benutzen? Hoffentlich nicht! Sie könnten nämlich genauso gut ein Zuckerdragee nehmen, das wenigstens keine unerwünschten Wirkungen hat. Eine Studie zur Wirksamkeit von Paracetamol mit diesem Ergebnis wurde vor kurzem im British Medical Journal publiziert, einer international sehr angesehenen Ärztezeitschrift (BMJ 2015; 350: h1225). Kurz zusammengefasst sind bei der Untersuchung gleich zwei wichtige Fakten herausgekommen: Erstens wirkt Paracetamol bei Rückenschmerzen genauso gut oder schlecht wie ein Placebo. Und zweitens ist das Schmerzmittel auch bei Schmerzen, die durch Arthrosen ausgelöst werden, kaum wirksam. Und das, obwohl Paracetamol eines der bekanntesten Schmerzmittel ist. Bekanntheit und Wirksamkeit müssen offenbar nicht immer zusammengehören.
Ja, es stimmt, Bienen werden seltener als Tabletten zur Schmerztherapie herangezogen. Und wer mag schon die Vorstellung, freiwillig einen Bienenstich hinzunehmen? Für mich war es tatsächlich überraschend, wie viele Freiwillige sich im Rahmen des Apitherapiekongresses fanden, damit Couto seine Therapiemethode zeigen konnte. Vielleicht probiere ich es im nächsten Jahr selbst einmal aus. (Rau)
Hallo Dr. Kappl, danke für die Vorstellung der Apitherapie. Ich selbst hatte vorher noch nichts davon gehört und denke es ist nie verkehrt so gut wie möglich über alle Behandlungsmöglichkeiten Bescheid zu wissen, sollte doch mal etwas sein 😉 Haben Sie die Therapiemethode dann selbst getestet? MfG