Dr. Joachim Exner aus Alpirsbach ist Apotheker und Heilpraktiker – eine seltene und höchst interessante Kombination für seine Zuhörer. Auf dem Apitherapie Kongress in Passau 2015 berichtete er über die Anwendung von Propolis. Nein, mehr noch: er führte einen Workshop durch, bei dem Cremes und Salben hergestellt wurden.
Einleitend referierte Exner über das „Antibiotikum aus dem Bienenstock“, das die Bienen aus dem Harz und den Knospen von Bäumen wie Pappeln, Birken, Weiden und Eichen sammeln. Im Bienenstock reichern die Tiere die Rohstoffe mit Sekreten aus ihrem Verdauungstrakt an. Resultat ist ein Baustoff, mit dem die Tiere den Bienenstock auskleiden – ideal gegen Zugluft und eindringende Feuchtigkeit. Außerdem ist Propolis ein wirksamer Schutz gegen Viren, Bakterien und Pilze. Wichtige Inhaltsstoffe sind Flavonoide, aromatische Säuren und ätherische Öle. Mikroorganismen werden etwa durch Phenylcarbonsäuren unschädlich gemacht, das Zellwände und Zellplasma zerstört und sie daran hindert, Eiweiß aufzubauen. Aber Exner legt Wert darauf, nicht eine einzelne Substanz aus Propolis zur wirksamen zu erklären: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, sagt er. Da bestimmte Viren Krebs auslösen können und Propolis eine antivirale Wirkung besitzt, könnte es ein geeignetes Mittel zur vorbeugenden und begleitenden Behandlung für Krebserkrankungen sein. Auch die Flavonoide, die in Propolis reichlich enthalten sind, spielen laut Exner in der natürlichen Krebsvorsorge eine wichtige Rolle, da sie dem Stoffwechsel die notwendigen Hilfsstoffe liefern, um Abwehrmaßnahmen ergreifen zu können und gesund zu bleiben. Nicht zuletzt bindet Propolis giftige Schwermetalle, also zum Beispiel Quecksilber!
In der Apitherapie werden zahlreiche Ansätze mit Propolis verfolgt: zur Unterstützung des Immunsystems, für die Atemwege, Magen, Darm, Leber, Galle, Urogenitaltrakt, Blutgefäße und für die Haut.
Viele gute Nachrichten also von dem Apotheker, der allerdings auch daran erinnert, dass die Auslösung von Allergien möglich ist.
Wer Propolis weiterverarbeiten will, muss sich Gedanken über die Löslichkeit der Inhaltsstoffe machen. Flavone beispielsweise sind alkohollöslich, während Wachs und andere Inhaltsstoffe nach einer alkoholischen Extraktion als Rückstand übrig bleiben.
Propolistinktur wird aus gereinigtem Propolis und Ethanol (70%) hergestellt. Diese Tinktur ist eine gute Basis zur Herstellung einfacher Propolispräparate. Mundwasser beispielsweise kann man aus Propolistinktur und Tinkturen von Myrrhe, Salbei oder Minze herstellen. Und dann ging es endlich zur Sache, zum Herstellen von Cremes und Salben nämlich. Absolut genaues Abwiegen und sauberes Arbeiten steht für den Apotheker dabei im Vordergrund. Die Auswahl der verschiedenen Möglichkeiten ist natürlich groß, manches Rezept ist aber nur mit der richtigen technischen Ausrüstung machbar. Aber es gibt auch alltagstaugliche Rezepturen. Eine einfache Creme besteht zum Beispiel aus einer Basiscreme, die man in der Apotheke bekommt, plus Propolistinktur. Auch in eine Gesichtscreme oder ein Haarshampoo kann man etwas Propolistinktur geben. Wer mehr lernen will, dem sei ein Workshop bei dem Apotheker und Heilpraktiker ans Herz gelegt. (RAu)
Foto: Dr. Joachim Exner (Foto: Auschra)
Guten Tag hr. Dr. Exner,
Mein Vater hat prostatakrebs und hatte letzte Woche eine Radikale prostatektomie. Ich habe mich über das propolis belesen und würde dies gern begleitend geben. Meinen Sie, dass dies Sinn macht? Wo kriege ich die Propoliskapseln her? Wieviel sollte die Tagesdosis sein?
Vielen Dank,
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Valentini-Baur
Liebe Frau Valentini-Baur,
ich glaube, diese Fragen müssten Sie wohl mit einem Therapeuten besprechen. Dr. Exner hat seine Apotheke in Alpirsbach; ansonsten gibt es auch einige Ärzte und Heilpraktiker, die apitherapeutisch arbeiten.
Ihnen und Ihrem Vater alles Gute!
Ruth Auschra