Demeter-Imker aus Überzeugung

Demeter-Imker aus- Überzeugung, Bio-Imkerei, Bild privat , Foto Auschra,

Interview mit den Demeter-Imkern Irmi Jacob und Martin Hofmann

Irmi Jacob und Martin Hofmann betreiben eine Demeter Imkerei in Reichardsroth, einem Ort in der fränkischen Gemeinde Ohrenbach. Was sie tun, tun sie sorgfältig und liebevoll. Die angereiste Journalistin Ruth Auschra bekommt zum Beispiel selbstgebackenen und sogar glutenfreien Kuchen, die Bienen eine selbst hergestellte fermentierte Futtermischung für den Winter.

Herr Hofmann, mehrere konventionelle Imker haben mir schon berichtet, dass sie eigentlich Bioimkerei betreiben, sie sich nur bisher noch nicht zertifizieren lassen haben. Sie sind dagegen zertifizierter Demeter-Imker. Warum?

Hofmann: Wegen den Besonderheiten der Demeter-Imkerei natürlich. Die können Sie eigentlich vollständig auf der Homepage von Demeter nachlesen. Worum es uns tatsächlich ging, wie kann man das möglichst kurz erklären? Sehen Sie, ich finde die Demeter-Vorschriften für Imker einfach richtig. Die wesensgemäße Bienenhaltung ist mir persönlich ein Anliegen, weil ich die Bienen oder eigentlich den Bien bewundere. Ich bin für meine Bienen da, ich freue mich zum Beispiel, wenn sie schwärmen. Wie könnte ich da einer Königin die Flügel abschneiden? Sie braucht doch Flügel, damit sie ihren Schwarmtrieb befriedigen kann. Oder der Naturwabenbau. Ich finde es schön, dass meine Bienen ihre Waben so bauen, wie sie es sich wünschen, also gebe ich ihnen keine Mittelwände vor. Je nach Charakter des Volkes entstehen ganz unterschiedliche Waben. Mal mit besonders vielen Drohnenzellen, mal sind es deutlich weniger. Ich will tun, was ich kann, damit es den Bienen gut geht.

Sie sehen die Vorschriften also nicht als Einschränkung an?

Hofmann: Nein, im Gegenteil. Als ich die Imkerei meines Schwiegervaters übernommen habe, war mir sofort klar, dass ich Bio arbeiten will. Also habe ich mir die verschiedenen Zertifizierungen angeschaut, die dafür in Frage kommen. Und mir war schnell klar, dass Demeter am besten passte. Das ist nicht nur eine Frage von Vorschriften gewesen. Ich habe bei meinem ersten Demeter-Faschingsseminar auch wirklich viel über Bienen gelernt und – mindestens genauso wichtig – ich habe dort sehr viele kluge, sympathische Imker kennengelernt.

Jacob: Ja. Menschen, die wir sonst nie getroffen hätten. Besondere Menschen, angenehme, rücksichtsvolle, umsichtige Menschen, die auch mit ihren Tieren gut umgehen wollen.

Hofmann: Da geht es um andere Werte, nicht nur um den Verzicht von Spritzmitteln oder den Einsatz von Biozucker. Demeter steht für eine Überzeugung. Das hat mit unserer Verantwortung für die Erde zu tun. Natürlich ist es eine Belastung, wenn man bestimmte Kriterien erfüllen muss. Zu uns kommt nächsten Montag eine Prüferin, von der wir gleich doppelt geprüft werden. Einerseits nach den Bio-Richtlinien der EU, andererseits nach den Demeter-Richtlinien. Aber egal, ob wir geprüft werden, wir würden die Bienen nicht anders halten wollen. Was wir tun, wollen wir richtig machen. Unser Wissen wollen wir anwenden, zum Nutzen der Umwelt.

Jacob: Es ist ja inzwischen bekannt, dass die Bienen sehr geschwächt sind. Wir versuchen dagegen zu tun, was wir können.

Was tun Sie konkret, um den Bienen das Überleben zu erleichtern?

Hofmann: Wir versuchen zum Beispiel, ihnen ein möglichst gesundes Umfeld zu bieten. Unsere Bienen stehen deshalb überwiegend auf Flächen von Demeter-Betrieben, von anderen Bio-Höfen und in Naturschutzgebieten. Ein anderes Beispiel betrifft den Verkauf von Bienen. Wenn wir Bienen verkaufen, dann nicht an jeden, sondern wir fragen nach. Wir verkaufen nicht an Menschen ohne Imkerwissen. Käufer müssen nachweisen, dass sie entweder einen Kurs gemacht haben oder einen Bienenpaten haben. Alles andere wäre aus unserer Sicht verantwortungslos.

Wie viele Völker haben Sie eigentlich?

Hofmann: Knapp 90. Für mich ist die Hundert eine Art magische Zahl. Wenn ich gewissenhaft und richtig arbeiten will, dann brauche ich Mitarbeiter, wenn ich mehr als 100 Völker habe. Unter 100 Völkern schaffen wir das zu zweit. Wir produzieren nur Honig, Propolis und Wachs; wir ernten weder Pollen noch Gelée Royale.

Sie haben eine Zertifizierung als Imker für den Deutschen Apitherapie Bund…

Hofmann: Ja. Aber praktisch nimmt davon niemand Notiz. Wir wissen auch nicht, woran das liegt, aber es ist so.

Jacob: Wer Apitherapie machen will, der benötigt dafür Bienenprodukte in gleichbleibend guter Qualität. Den Gedanken finden wir gut. Aber die Wirklichkeit sieht eben manchmal anders aus.

Können Sie als Berufsimker denn vom Honigverkauf leben?

Hofmann: Betriebswirtschaftlich gesehen kann man von einer Imkerei unserer Größe nicht leben. Lohnen würde es sich erst bei erheblich mehr als 100 Völkern. Aber bei der Frage kommt es ja auch darauf an, wie man lebt. Wir haben hier unser Sächle, wie man bei uns sagt, unser Haus und den Demeter-Garten mit Walnüssen, Obst und Gemüse. Wir essen überwiegend, was wir selbst anbauen, wir heizen mit Holz aus unserem eigenen Wald und brauchen kein teures Auto. Für diese Art von Leben reichen die Einnahmen.

Jacob: Und wir wollen ja gar nicht anders leben. Das war ja Teil unserer Gesamtphilosophie, nach der wir unser Leben gestaltet haben.

Hofmann: Rein in Demeter, raus aus der Ellenbogengesellschaft. Allerdings bekommen wir wenig Unterstützung. Wir sind ja eigentlich Landwirte ohne Lobby. Wir gelten tatsächlich als landwirtschaftlicher Betrieb, wir sind zum Beispiel auch Zwangsmitglied in der Berufsgenossenschaft. Gute Unterstützung bietet der Berufsimkerverband. Da setzt man sich wirklich aktiv für Imker ein.

Was ist für Sie der schönste Moment im Jahresverlauf der Imkerei?

Jacob: Im Frühjahr, wenn ich draußen wieder das Summen der Bienen höre.

Hofmann: Für mich gibt es zwei sehr wichtige Momente. Wenn ich zum Anfang des Jahres die erste Durchschau mache, um zu sehen, ob sie noch leben. Dann sehe ich hoffentlich, dass sie den Winter gut überstanden haben. Der zweite Moment ist das Ende des Sommers. Wenn ich ein gutes, kräftiges Volk vor mir sehe, wenn Honigernte und Varroabehandlung und Fütterung abgeschlossen sind. Dann weiß ich, jetzt haben sie Ruhe bis zum nächsten Frühjahr.

Was füttern Sie denn vor dem Winter?

Hofmann: Laien denken immer, wir nehmen den Bienen so viel weg. In Wirklichkeit füttere ich mehr, als ich entnommen habe. Unsere Bienen bekommen ein spezielles Winterfutter, das sie direkt essen können. Das ist ein nektar-ähnliches Futter, das milchsauer vergoren wird.

Wieso?

Hofmann: Wenn Sie der Biene Zuckerwasser geben, muss sie es erst durch körpereigene Enzyme und Fermente in Futter umwandeln, damit sie es essen kann. Das bedeutet Arbeit für die Bienen. Unser Futter kann sie sofort essen, denn wir machen uns vorher Arbeit damit. Es dauert vier Wochen, eine Charge davon herzustellen. Man benutzt Biozucker plus Flüssigkeit, entweder Wasser oder wie wir Kräuterauszüge. Eigentlich könnte man sagen, die Bienen bei uns bekommen von uns Kräutertee mit 10 Prozent ihres eigenen Honigs. Dazu kommen Bakterien wie Molke oder Kanne Brottrunk als Starter für die Fermentierung. Diese Mischung wird eine Woche lang zweimal täglich gerührt. Haben Sie schon mal Zuckerlösung gerührt?

Nein, habe ich noch nicht. Warum fragen Sie?

Hofmann: Weil es harte Arbeit ist. Nach einer Woche Rühren muss das Futter drei Wochen ruhen. Dann kommen noch ätherische Öle aus den Pflanzen dazu, die für den Tee genutzt wurden. Nach vier Wochen ist das Futter fertig, es ist jahrelang haltbar und die Bienen lieben es.

Jacob: Das Rühren ist nicht nur körperlich schwer. Die Arbeit ist auch anstrengend, weil die Tage so lang sind. Man fängt morgens um 4 Uhr an, wenn es noch kühl ist. Sobald es warm wird, riechen die Bienen das Futter und kommen massenhaft angeflogen.

Haben Sie eigentlich viele Völkerverluste?

Hofmann: Nach dem Winter haben wir nicht sehr viele Verluste. Jetzt im Sommer mussten wir ein paar Völker auflösen. Schwache Völker darf man nicht immer aufpäppeln. Manchmal ist es besser, sich von einem Volk zu verabschieden und es aufzulösen. Man steht immer vor imkerlichen Entscheidungen. Grundsätzlich will ich möglichst wenig eingreifen, aber doch so viel wie nötig. Man muss sich immer wieder klar machen: Die Bienen fragen nicht nach dem Imker, sondern der Imker fragt nach den Bienen.

Danke für den leckeren Kuchen und die vielen Infos – und auch in Zukunft viel Freude und Erfolg mit der Imkerei!

Foto: Auschra

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*