„Es ist ein Brauch von Alters her: Wer Sorgen hat, hat auch Likör. Doch wer zufrieden und vergnügt, sieht zu, dass er auch welchen kriegt.“ Dieses Zitat von Wilhelm Busch bringt es auf den Punkt. In Deutschland wird überdurchschnittlich viel Alkohol getrunken. Schnaps und Schampus, Wein und Wodka.
Wenn wir Alkohol trinken, konfrontieren wir den Körper mit einem Gift, das er anschließend abbauen muss. Die Leber, aber auch die Schleimhäute von Magen und Dünndarm sind hierzu gefordert.
Wie wird Alkohol abgebaut?
Drei Schritte sind nötig, um Alkohol abzubauen. Das Enzym Alkohol-Dehydrogenase (ADH) macht in Schritt 1 des Alkoholabbaus aus Alkohol Acetaldehyd – das ist der Stoff, der für den morgendlichen Katerkopfschmerz verantwortlich ist. Zum Glück verwandelt im zweiten Schritt das Enzym Aldehyd-Dehydrogenase (ALDH) das „böse“ Acetaldehyd aber in das harmlosere Acetat. Immer vorausgesetzt, der Körper verfügt über ausreichende Mengen dieses Enzyms! Schritt 3 ist schließlich die Umwandlung von Acetat in Kohlendioxid und Wasser, das ausgeschieden wird. An diesem Schritt sind mehrere Enzyme beteiligt.
Schnellerer Alkoholabbau durch Honig?
Es ist ein altes Mittel der Volksheilkunde, gegen Katerbeschwerden einen Löffel Honig zu sich zu nehmen. Wirkt das tatsächlich? Ein nigerianischer Wissenschaftler wollte es genau wissen und führte eine Studie ([1]) durch. Als Probanden wurden 25 Männer und 20 Frauen ausgesucht, allesamt „soziale Trinker“ zwischen 25 und 35 Jahren.
In der Nacht vor Studienbeginn durften sie keinen Alkohol trinken. Um 7 Uhr morgens nahmen sie ein leichtes Frühstück zu sich, dann wurde bis 11 Uhr nichts mehr gegessen. Nach dieser Vorbereitung begann um 11 Uhr der Alkoholtest. Pro Kilogramm Körpergewicht bekam jeder Proband 0,65ml 95-prozentigen Alkohol im Verhältnis 1:3 mit Orangensaft gemischt. Das Mixgetränk musste innerhalb von 5 Minuten ausgetrunken werden. Dann wurde 5 Stunden lang alle 20 Minuten die Blutalkoholkonzentration bestimmt. Nach einem Monat wurde das Experiment wiederholt. Im dritten Monat wurde es in abgeänderter Form noch einmal durchgeführt: jetzt kam der Honig zum Einsatz. Pro Kilogramm Körpergewicht bekam jeder Tester 1ml Honig. Die Männer aßen ihn 40 Minuten nach dem Alkohol-Mix, die Frauen 30 Minuten – jeweils etwa 10 Minuten vor Erreichen des erwarteten höchsten Blutalkoholspiegels. Einen Monat später wurde das Honig-Alkohol-Experiment wiederholt.
Als Honig wurde ein nigerianischer Orangenblütenhonig. Dieser Honig enthält verglichen mit anderen Orangenblütenhonigen besonders viel Fruchtzucker (Fructose) und Glucose, gleichzeitig wenig Wasser und Sucrose. Wichtig scheint dieser Unterschied aber nicht zu sein, so der Autor der Studie.
Der Unterschied in den maximalen Blutalkoholkonzentrationen mit oder ohne Honig war bei den Teilnehmern deutlich! Sowohl bei Männer als auch bei Frauen stieg die maximale Blutalkoholkonzentration weniger hoch an, wenn nach dem Alkohol Honig gegessen wurde. Männer kamen ohne Honig auf 0,95 ‰, Frauen auf 0,99 ‰. Mit Honig sahen die Werte folgendermaßen aus: Männer erreichten 0,82 ‰, Frauen 0,90 ‰. Gleichzeitig verlängerte sich die Zeit bis zum Erreichen der maximalen Blutalkoholkonzentrationen etwas. Auffälliger war jedoch, dass sich die Zeit bis zum kompletten Alkoholabbau deutlich verkürzte; die Studienteilnehmer wurden schneller wieder nüchtern. Ohne Honig brauchten Männer 5,28 Stunden und Frauen 4,72 Stunden. Mit Honig war der Alkohol dagegen schon nach 2,86 Stunden (bei Männern) und 2,82 Stunden (bei Frauen) abgebaut.
Warum fördert Honig den Alkoholabbau?
So richtig sicher war sich der Autor dieser Untersuchung nicht. Es ist zwar bekannt, dass Fruchtzucker den Alkoholabbau beschleunigt. Aber warum ist Honig, der schließlich viel Fruchtzucker enthält, dabei noch erfolgreicher als Fruchtzucker alleine? Möglicherweise liegt es daran, dass andere Substanzen im Honig die Verstoffwechslung von Fruchtzucker verbessern.
Die Studie wurde schon im Jahr 2004 durchgeführt, neuere Untersuchungen scheint es leider nicht zu geben. Über Erfahrungsberichte würden wir uns freuen – einfach die Kommentarfunktion benutzen, danke!
[1] Onyesom I: Effect of Nigerian citrus (Citrus sinensis Osbeck) honey on ethanol metabolism. S Afr Med J. 2004 Dec; 94 (12): 984-6.
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