Wie hoch ist die Qualität von Honig & Co?

Arno Bruder, Apitherapie, Qualität
Bild: Auschra - Berufsimker Arno Bruder über Qualitätsanforderungen in der Apitherapie

Arno Bruder ist Berufsimker, er sitzt im Vorstand des Deutschen Berufs- und Erwerbsimker-Bundes und er leitet die Fachberatung für Imkerei im Bezirk Oberbayern. Ein Profi also! Und professionell sollten auch die Imkereien arbeiten, die ihre Produkte für die Apitherapie zur Verfügung stellen, findet der Erwerbsimker. Im Rahmen des 5. Symposiums der Apitherapie am 7./8. November in Berlin hielt er einen Vortrag über die Qualität von Bienenprodukten und die Ansprüche an Apitherapie-Imkereien.

DAB-zertifizierte Imker

Möglichst gut sollen die Bienenprodukte sein, die in der Apitherapie Verwendung finden, logisch. Oder, wie Bruder es ausdrückt: „Die Zielsetzung ist, Bienenprodukte mit hoher therapeutischer Wirkung zu gewinnen, bzw. die zu gewinnenden Bienenprodukte für ihren therapeutischen Einsatz zu optimieren.“ Wer vom Deutschen Apitherapie-Bund als zertifizierter Imker anerkannt werden möchte, muss einen Antrag stellen. Dafür sind mehrere Voraussetzungen zu erfüllen: Er muss 1. einen anerkannten Biobetrieb haben, 2. mindestens fünf Jahre Erfahrung als Imker mitbringen, 3. mindesten 15 Bienenvölker besitzen, 4. Aufzeichnungen über die Völkerführung vornehmen, 5. mindestens an einem Apitherapie-Einführungsseminar teilgenommen haben und 6. Mitglied im Deutschen Apitherapie-Bund (DAB) sein.

Als „Lohn“ winken in erster Linie bessere Vermarktungsmöglichkeiten. Notwendig ist die Zertifizierung aus Bruders Sicht, um den Therapeuten und Anwendern möglichst hohe Sicherheit zu bieten in Bezug auf Inhaltsstoffe, Hygiene, Schadstoffbelastung, Verarbeitungsprozesse und fachliche Qualifikation.

Honig und dessen Qualität: wo gibt es Mängel?

In der Praxis, so berichtet der Imkereifachberater, sieht er allerdings ein breites Spektrum sehr unterschiedlicher Qualität. Da gibt es hochwertige Bio-Betriebe und Imker, die in Styroporbauten imkern. In manchen Betrieben stehen hochwertige, penibel gereinigte Weißblech-Schleudern für den Honig, während andere Imker ihre Schleuder sozusagen im Kuhstall stehen haben. Die Bienenprodukte selbst sollten professionell gelagert werden, also sauber, trocken und kühl.

Die Bienen sollten am besten in einem Gebiet mit reicher und vielfältiger Pflanzenwelt stehen, die vom Frühjahr bis zum Herbst Blüten zeigt. Auch Heilpflanzen dürfen gerne mit dabei sein. Im Idealfall gibt es keine schädlichen Einflüsse, die die Qualität von Honig oder Propolis beeinträchtigen könnten. Die Bienenstöcke sollen also beispielsweise nicht direkt in einem landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet stehen. „Die Umwelt ist leider nicht überall so, wie wir uns das wünschen“, kommentiert Bruder vorsichtig.

Bei den Problemen ganz oben sieht Bruder die Lager- und Wärmeschäden. Gut sind dunkle Gläser, Braun- oder Violettglas. Auch die Dokumentation der Imker lässt nicht selten zu wünschen übrig. Er sollte von jedem Glas Honig die Information besitzen, wann der Inhalt gewonnen wurde und wie hoch der Wassergehalt ist. Das Schleudern von Honig ist für den Berufsimker übrigens auch nicht optimal, besser zur Verminderung der Oxidation ist das manuelle Auspressen der Waben.

Pollen und Propolis richtig ernten

Blütenpollen sollten jeden Abend geerntet werden. Wichtig sind Säuberung, Trocknung und Kühlung. Der Rohpollen wird am besten in Kälte (-10°C) und bei Dunkelheit gelagert, so ist er etwa zwei Jahre haltbar. Getrockneter Pollen verliert dagegen nach einem Jahr 75 Prozent seines Nährwertes; nach zwei Jahren ist er wertlos.

Propolis sollte nicht abgekratzt werden, weil hierbei das Risiko besteht, dass man auch Pestizide und Varroa-Behandlungsmittel „erntet“. Besser ist die Propolis-Gewinnung mit Hilfe eines eingelegten Gitters. Diese Methode bietet genügend Sicherheit, um Propolis für medizinische Anwendungen zu benutzen.

Die Schlussworte des Berufsimkers stimmen nachdenklich: „Die Bienen liefern uns perfekte Produkte. Wir können sie nur schlechter machen, nicht besser. Um die Produkte so wertvoll zu erhalten, wie die Bienen sie uns liefern, haben wir diese Richtlinien erstellt.“

 

Foto: Arno Bruder (Quelle: Auschra)

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