Propolis wissenschaftlich betrachtet

Daugsch, Propolis, Umweltgifte
Bild: Auschra - Dr. Andreas Daugsch, Experte für Propolis und dessen Anwendung

Dr. Andreas Daugsch ist Chemiker und Inhaber der Firma Naturezone, die Propolis-Produkte erforscht und vertreibt. In seinem Vortrag im Rahmen des 5. Symposiums der Apitherapie am 7./8. November in Berlin sprach er ausführlich über die Wirkungen von Propolis. Zuerst sprach er allerdings darüber, dass genau diese Ausdrucksweise nicht korrekt ist. Es gibt nicht „das eine“ Propolis, dem diese oder jene Wirkungen nachgesagt werden. Sowohl die Region als auch die Bienenrasse beeinflussen die Zusammensetzung des Bienenkits. Der Wissenschaftler fordert deshalb, dass in Forschungsarbeiten mit Propolis unbedingt die Information enthalten sein sollte, mit welchem Propolis und in welcher Zubereitung geforscht wurde.

Welches Propolis ist am besten?

Um Propolis herzustellen, sammeln Bienen wachshaltige Substanzen von Blättern und Knospen. Ihr Speichel enthält Enzyme, die diese gesammelten Ausgangsstoffe verändern. Als Beispiel dafür nannte er die Aglykone, die aus Flavonoiden entstehen und eine deutlich höhere Bioverfügbarkeit haben als die Ausgangsprodukte.

Manche Substanzen lassen sich nur in bestimmten Propolissorten nachweisen. Der berühmte Grüne Propolis aus Brasilien enthält zum Beispiel das antibakteriell wirksame Artepillin C (ATPC), das in Rotem Propolis gar nicht vorkommt. Dafür enthält der Rote Propolis das Isoflavon Formononetin, das wiederum in Grünem Propolis nicht enthalten ist. Auch europäischer Propolis hat einzigartige Inhaltsstoffe! Angesichts dieser Informationen wirkt die Frage naiv, welches Propolis denn nun am besten ist.

Welche Propolis-Lösung ist am besten?

Viele der in Propolis enthaltenen Wirkstoffe sind wärmeempfindlich. Logisch also, dass eine temperaturangepasste Lagerung und Verarbeitung wichtig ist, um die Qualität zu erhalten. Niedrige Temperaturen, Abschluss von Licht und möglichst auch von Sauerstoff – das sind gute Bedingungen. Aber wer besitzt schon einen Vakuum-Rotationsverdampfer, um Propolis-Extrakt herzustellen? Für den Chemiker ist dies eine einfache Lösung.

Natürlich hat auch das Extraktionsmittel großen Einfluss auf die Qualität des Resultates. Daugsch zeigt eine Reihe von unterschiedlich konzentrierten Extrakten. Bei einer 50-prozentigen Lösung ist die Farbe in diesem Fall am rotesten. Ist er deshalb am besten? Kaum: Man weiß beim Anblick der Farbreihe eigentlich nur, dass sich die rote Farbe bei 50-prozentiger Lösung am besten löst. Aber die Propolis-Lösung wurde nicht hergestellt, um eine möglichst intensive Farbe zu erhalten. Die Zuschauer begreifen, dass auch die Frage nach der besten Art von Lösung leider ziemlich dumm ist. Es kommt auf den Einsatzzweck an, darauf, welcher Inhaltsstoff im Vordergrund stehen soll. Wässrige Extrakte sind zum Beispiel für die Wundbehandlung besonders gut.

Mit einem Foto verdeutlicht Daugsch die antimikrobielle Wirkung unterschiedlich konzentrierter Propolis-Lösungen: bei 0-30 Prozent wachsen die Bakterien fröhlich, bei 60-70 Prozent nicht mehr. Das scheint die optimale Konzentration für dieses Propolis zu sein. Der Chemiker erinnert daran, dass es bei der Wundbehandlung nicht nur auf die antimikrobielle Wirkung ankommt, sondern auch auf die Entzündungshemmung. Und hier sieht er Einsatzmöglichkeiten für 10- bis 20-prozentige Lösungen.

Propolis als Schutz vor Umweltgiften und Viren

Daugsch berichtet über die längst bestehenden Folgen der Luftverschmutzung. Dioxine sind ein typisches Umweltgift. Sie entstehen zum Beispiel durch die Verbrennung von Kunststoffen. Leider sind sie extrem stabil, lösen sich also nicht einfach auf, sondern bleiben bestehen und reichern sich in der Nahrungskette an. Wir Menschen stehen am Ende der Nahrungskette und haben uns daran gewöhnt, dass zum Beispiel in Eiern Dioxin enthalten ist. In China und anderen Weltgegenden mit ausgeprägten Umweltproblemen kommen mehr Neugeborene mit Missbildungen zur Welt.

Propolis kann vor der Toxizität von Dioxin schützen, weil es eine so hohe Konzentration an Flavonoiden besitzt. Damit Dioxine ihre schädigenden Wirkungen entfalten können, müssen sie nämlich an einen Rezeptor (Ah-R) andocken. Flavonoide sorgen dafür, dass der Rezeptor dies nicht zulässt.

Das Berliner Apitherapie-Symposium fand im Herbst statt – Grippezeit also. Kein Wunder, dass Daugsch auch auf die Wirkung von Propolis gegen Influenza hinweist. Er berichtet von einer Untersuchung an Mäusen, die mit Influenza-Viren infiziert wurden. Normalerweise waren die Tiere nach neun Tagen gestorben. Wenn sie aber Propolis bekamen, stiegen die Überlebensraten: nach zehn Tagen waren noch zwei Drittel der Tiere am Leben. Damit erwies sich Propolis als ähnlich wirksam wie das Grippemittel Oseltamivir, das nicht unerhebliche Nebenwirkungen besitzt. (RAu)

 

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