Interview mit Sonja Sannert – ein Bienenhaus, realisiert durch Crowdfunding

Bienennhaus durch Crowdfundunig
Das Bienenhaus von Sonja Sannert

Sonja Sannert im Interview

Sonja Sannert ist Heilpraktikerin und Bienenhüterin, wie sie selbst sagt. Sie träumte vom Bau einer Bienenlufthütte, um Bienenstockluft anbieten zu können. Eine schöne Idee, aber leider fehlte das Geld. Inzwischen steht das Haus, realisiert durch die Unterstützung vieler verschiedener Menschen. Ihr Crowdfunding war erfolgreich!

Frau Sannert, wie genau funktioniert eigentlich Crowdfunding?

Sannert (lacht): Ja, ich kannte das früher auch nicht. Viele Menschen stehen dem Crowdfunding ja nicht so positiv gegenüber und denken, das ist so etwas wie eine groß angelegte Bitte, Geld für ein Projekt zu spenden. So nach dem Motto: ‚Ich habe die Kohle nicht, gib du sie mir’. In Wirklichkeit ist es etwas anders. Man kann natürlich einfach Geld für ein Projekt geben, aber zum Crowdfunding gehört immer auch das Angebot, dass man später eine Dienstleistung für sein Geld bekommt. Bei unserem Projekt war es zum Beispiel so, dass die Geldgeber zum Beispiel Bienenluftsitzungen und Bienenspaziergänge als Gegenwert bekommen haben. Jetzt steht das Haus und ich arbeite allmählich die Gutscheine ab.

Und wie geht man dafür praktisch vor? Wie beweist man zum Beispiel, wo das Geld geblieben ist?

Sannert: Das ist alles genau geregelt. Es gibt richtige Crowdfunding-Plattformen im Internet, die die Geldabwicklung und so weiter organisieren. Wir hatten ja auch keine Erfahrung damit, deshalb haben wir mit einer großen Plattform namens startnext gearbeitet. Wir wollten eben auf der sicheren Seite sein und es hat auch wirklich alles gut geklappt. Startnext hat die gesamte Abwicklung organisiert. Das heißt, unser Bienenhaus-Projekt wurde im Internet vorgestellt, dann kamen erste Rückmeldungen und wer das Projekt cool findet, kann über die Webseite Geld auf ein Treuhandkonto spenden. Dieses Geld wird dann ausgezahlt, wenn die Projektleitung zur Bank geht und dort bestimmte Dinge vorweist. Wenn nicht alles seine Richtigkeit hat, geht das Geld zurück an die Geber.

War der Aufwand für Sie groß?

Sannert: Wenig Arbeit war es nicht. Im Vorfeld mussten wir genau kalkulieren, welche Summe der Bau der Hütte kosten würde. Wir mussten die Kosten für alle Bestandteile des Projektes möglichst genau schätzen. Also zum Beispiel Holz, ein Gründach und Elektrik für den Bau des Hauses, aber auch Schutzblusen für die Ausflüge zu den Bienen.

 Ausflüge?

Sannert: Ja, wir bieten nicht nur das Einatmen von Bienenstockluft an, sondern es gibt auch zwei verschiedene Arten von Spaziergängen zu den Bienen. Erstens ein stiller, meditativer Ausflug, bei dem wir uns nach einer kleinen Meditationseinführung Zeit und Ruhe gönnen, um die Atmosphäre bei den Bienen in der eigenen Stille wahrzunehmen. Hinterher ist Zeit für Fragen und Erfahrungsaustausch. Und zweitens ein lebendiger Ausflug. Da wandern wir zum Bienenplatz, um einen direkten Blick in ein Bienenvolk zu werfen. Bei diesen Ausflügen erzähle ich viel über die Bienen und beantworte Fragen.

Wie viel Geld haben Sie denn eingenommen?

Sannert: Wir haben 6050,- Euro eingenommen. Wenn es noch mehr geworden wäre, hätten wir vielleicht noch Schautafeln gebaut oder etwas Ähnliches.

Und wenn Sie sich zum Beispiel ein Bein gebrochen hätten?

Sannert: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ja, es gibt Risiken. Aber jetzt steht die Hütte und wird genutzt. Vielleicht noch nicht so intensiv wie geplant. Erst einmal werden jetzt die verkauften Ausflüge und Sitzungen eingelöst. Ich genieße es sehr, anderen Menschen die Bienenhütte zu zeigen. Bienen sind so etwas Besonderes, es ist ein ganz anderes ‚Da-Sein’ bei den Bienen. Ich bin immer wieder fasziniert und auch meine Besucher fühlen und lauschen oft einfach still. Man kann viel über die Bienen erfahren, wenn man seine Sinne einsetzt. Die Leute kommen und staunen – und genau das hatte ich mir sehr gewünscht. Dass die Menschen nicht nur ihre Fragen zu den Bienen stellen können, sondern dass sie auch spüren, wie die Tiere leben. Dass sie es wahrnehmen. Kinder und auch Erwachsene sind oft ganz angerührt, wenn sie auf die Bienen schauen. Das freut mich sehr!

Die Bilder vom Ausblick aus dem Bienenlufthaus strahlen viel Ruhe aus. Der Blick geht ins Grüne…

Sannert: Ja, genau. Ich sollte noch sagen, dass wir auf der Allmende, Norddeutschlands größtem Wohnprojekt, wohnen. Gegenüber ist ein Demeter-Hof. Weil ich den Platz zu schön fand, habe ich bei dem Bauern nachgefragt, ob er mir das Land zur Verfügung stellen würde. Ich war unglaublich aufgeregt, aber er hat sofort zugesagt, dass er gerne hilft, wenn es den Bienen und Menschen gut tut. Inzwischen bin ich auch von der Lehrerin der Naturschule angesprochen worden, ob sie mit Kindergruppen zu den Bienen kommen könnte. Ich war natürlich sehr begeistert und wir haben vereinbart, dass jede Kindergruppe drei mal pro Sommer kommt, um sich das Leben der Bienen anzuschauen.

Sie geben Ihr Wissen über die Bienen gerne weiter.

Sannert: Ja, unbedingt! Die Leute hier sind ja meistens sehr offen, wenn es um Bienen geht, aber viele Menschen wissen nur sehr wenig. Sie hängen richtig an meinen Lippen, wenn ich von Bienensterben berichte. Mir ist wichtig, dass sie erkennen, wie nützlich diese kleinen Tiere sind. Bienen werden oft mit Honig in Verbindung gebracht. Dass sie auch bei Beschwerden helfen können, wissen die wenigsten Menschen.

Sie denken an Asthma oder so?

Sannert: Ja, aber nicht nur. Ich kenne zum Beispiel einen Menschen, der sich immer zu den Bienen setzt. Er hat sehr viel Stress und kann bei den summenden Bienen zur Ruhe kommen. Das hat wieder mit allen Sinnen zu tun. Augen, Ohren, Fühlen und so weiter.

Sie lieben die Bienen, oder?

Sannert: Ja. Ich habe zwei Lebensthemen: den Heilpraktiker und die Bienen. Lustigerweise bin ich gar nicht von selbst auf die Idee gekommen, dass ich beide durch Apitherapie verbinden könnte. Eine Freundin brachte mich auf die Idee. Es ist toll, Bienen zu haben; inzwischen habe ich 14 Völker. Aber ich muss auch ehrlich sagen, es ist ein teures Hobby. Geld ist mir eigentlich nicht besonders wichtig, aber es muss ja irgendwoher Brot auf den Tisch kommen. Noch einmal zurück zum Crowdfunding: Ich kann es jedem empfehlen, der Lust und Knowhow hat und sich die Zeit dafür nehmen kann. Aber es ist auch fordernd. Zum Glück lieben wir es, gemeinsam zu handwerkeln! Wir, das sind mein Mann Helge Steffensen, von dem auch der Entwurf der Hütte stammt, unsere drei Kinder und ich. Alle haben entsprechend ihren Fähigkeiten ihren Beitrag geleistet. Außerdem wurden wir hier und da von Freunden unterstützt, die Lust hatten mitzuwerkeln. Ich bin sehr dankbar! Wir haben jedes Wochenende, überhaupt jede freie Minute an der Hütte gebaut. Am Sonntagabend habe ich dann immer Fotos vom Baufortschritt gemacht und mit ein paar Erläuterungen an die Geldgeber geschickt. Da kamen schon einige Stunden Arbeit zusammen.

Um so mehr freut es mich, dass Sie es geschafft haben! Meine letzte Frage lautet immer: Wen soll ich als nächstes aus dem Bereich der Imker oder Apitherapeuten befragen?

Sannert: Inge Mika. Sie ist meine Alt-Imkerin und so süß! Aber ich weiß nicht, ob sie Lust hätte.

Ich werde es gerne versuchen.

Fotos: privat

1 Kommentar

  1. In vielen Bereichen wird mittlerweile auf Crowdfunding zurückgegriffen und es klasse zu sehen, was dadurch schon alles realisiert werden konnte. Mit der richtigen Idee haben tolle Projekte eine Chance.

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*