Apitherapie mit Bienenstockluft

Apitherapie
Apitherapie mit Bienenstockluft

Die Zeidlerin im zweistöckigen Bienenhaus

Schneeberg im Odenwald ist die Heimat von Anja und Jürgen Blaser. Die abwechslungsreiche Landschaft mit ihren naturbelassenen Wiesen und Mischwäldern bietet für das Imkern optimale Voraussetzungen.Bei der Auswahl fernab von Monokulturen finden ihre fleißigen Sammler einen reich gedeckten Tisch. Im Interview mit Ruth Auschra berichtet sie über ihre Zeidlerei.

Bienenhaus, Apitherapie
Bienenhaus, Apitherapie

Anja, wie bist du auf die Idee gekommen, Bienenstockluft anzubieten?

Anja Blaser: Der Grund war eigentlich mein Sohn. Er hat sich mit dem RS-Virus infiziert, als er gerade mal drei Monate alt war. Deshalb war er lange in der Klinik, hat viele Medikamente bekommen, sich aber nie so richtig erholt. Irgendwann habe ich von Imkern gehört, die freiere Atemwege bekommen, wenn sie am Bienenhaus arbeiten. Ich habe mich informiert und ein Inhalationsgerät für Bienenstockluft bestellt. Anfangs habe ich nicht sicher gewusst, ob ich mich trauen soll mit dem Kind. Aber jetzt machen wir das seit drei Jahren und es geht ihm sehr viel besser. Ich würde wirklich sagen: es wirkt wahre Wunder!

Was meinst du damit genau?

Anja Blaser: Er hat seit dem ersten Mal Bienenstockluft keinen wirklich schweren Anfall mehr gehabt. Im letzten Jahr hatte er noch einen leichteren Anfall, in diesem Jahr bisher nichts. Ich erkenne inzwischen die Vorboten eines Anfalls. Die Pseudokrupp-Anfälle treten ja immer nachts auf und am Tag vorher fängt mein Sohn am späten Nachmittag immer an, sich ein bisschen zu räuspern. Inzwischen weiß ich, dass ich ihm dann sofort Bienenstockluft geben muss, damit es nicht so schlimm wird. Er hat dann nachts trotzdem Husten, aber nicht mehr diese Erstickungsanfälle. Husten ja, aber keine Atemnot, so kann man das beschreiben.

Das klingt gut…

Anja Blaser: Dann kann ich dir noch von meiner Mutter erzählen. Sie hat Asthma, seit sie Mittel gegen zu hohen Blutdruck nimmt. Seit sie die Bienenstockluft atmet, braucht sie kein Notfallspray mehr. Bis dahin ist sie ohne ihr Spray nicht aus dem Haus gegangen. Lustig war die Reaktion ihres Lungenfacharztes. Er fand es keine gute Idee mit der Bienenstockluft, aber über die Verbesserungen bei ihr war er dann ganz aus dem Häuschen. Und ich selbst merke auch, dass mir die Luft im Bienenstock gut tut, dass ich weniger Kopfschmerzen habe zum Beispiel.

Vielleicht liegt das auch an der entspannten Situation, wenn man da eine halbe Stunde sitzt und entspannt?

Anja Blaser: Ja, das kann auch sein. Ich habe Bienenkästen mit einer Glaswand. Da kann man beim Inhalieren zusehen, wie die Bienen umherwuseln.

Ist bei dir schon mal etwas passiert?

Anja Blaser: Bisher nicht, aber ein Bienenstich ist natürlich nie auszuschließen. Deshalb ist es für Bienengiftallergiker nicht ratsam, ein Bienenhaus zu besuchen. Ich bin ja kein Therapeut, ich vermiete nur die Bienen an meine Kunden. Und ich sage allen, sie sollen vorher mit ihrem Arzt oder Therapeuten sprechen, da kann ich keine Verantwortung übernehmen und auch keine Heilung versprechen.

Anderes Thema: ihr erntet auch Pollen, oder?

Anja Blaser: Ja, der Pollen muss jeden Abend geerntet werden, er würde sonst anfangen zu schimmeln. Es ist jedes Mal ein toller Anblick. Heute sind viele rote Pollen und morgend viele grüne Pollen dabei, die übrigens nach Pfefferminze schmecken. Viele Menschen mit Neurodermitis, Krebs, Schuppenflechte, Rheuma oder auch Kinderwunsch schwören darauf. Die Nachfrage ist groß.

Die Qualität von Pollen kann man als Imker gar nicht beeinflussen, oder?

Anja Blaser: Was für Pollen man bekommt, hängt von der Lage ab. Hier bei uns im Fränkischen, also grob zwischen Aschaffenburg und Würzburg, hier gibt es keine Monokulturen, weil es zu viel auf und ab geht. Wir haben auch keine Autobahn, aber viele Hecken, Bäume, Sträucher und wilde Wiesen. Eine sehr gute Lage, das ist schon etwas Besonderes.

Ist es nicht gemein, den Bienen den Pollen wegzunehmen?

Anja Blaser: Nein! Die bringen so viel mit, es würde sonst anfangen zu schimmeln.

Wieso? Andere Imker ernten doch auch keinen Pollen. Schimmelt dann jeder Bienenstock, wo keine Pollen geerntet werden?

Anja Blaser: Nein. Der Pollen im Stock schimmelt nicht, aber der in der Pollenfalle würde schimmeln. Pollen bestehen zu 80 Prozent aus Wasser, deshalb müssen wir ihn jeden Abend ernten. Und keine Sorge, die Bienen haben noch jede Menge Pollen für sich übrig!

Dann bin ich beruhigt, danke für das Gespräch!

 

Fotos: (c) Anja Blaser

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