An der TU Dresden gibt es eine Professur für Spezielle Lebensmittelchemie und Lebensmittelproduktion, hier arbeitet auch Prof. Karl Speer. Er beschäftigt sich u.a. mit der Frage, wie man einen echten von einem gefälschten Manuka-Honig unterscheiden kann. Darüber sprach er mit Ruth Auschra.
Professor Speer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, ausgerechnet über Manuka-Honig zu forschen?
Speer: Schon an der Universität Hamburg habe ich mich im Rahmen meiner Doktorarbeit mit Inhaltsstoffen des Honigs auseinandergesetzt. Dabei konnten große Unterschiede bezüglich der Inhaltsstoffe, der so genannten sekundären Pflanzeninhaltsstoffe, in den einzelnen Honigsorten aufgezeigt werden. So war die Idee geboren, diese zu nutzen, um Sortenhonige zu charakterisieren. Für die Analytik der Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, Norisoprenoide, aromatischer Aminosäuren und weiterer Inhaltsstoffe wurde zunächst eine Analysenmethode entwickelt, eine zweite für die Analytik der flüchtigen Aromastoffe. Mit diesen Methoden können wir inzwischen 15 Sortenhonige klar voneinander abgrenzen. Der neuseeländische Manuka-Honig wird in Anzeigen und im Internet aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung angepriesen. Daher lag es nahe, diesen sehr hochpreisigen Honig einmal zu prüfen. Bei der Untersuchung von 60 Handelsproben fiel auf, dass die bei den Analysen erhaltenen Chromatogramme nicht einheitlich waren. Aufgrund ihrer Profile, also der Anzahl der Signale und Höhe, konnten die Honige in drei Klassen eingeteilt werden. So konnte davon ausgegangen werden, dass nicht alle als Manuka ausgelobte Honige des Handels auch wirklich Manuka-Honige waren. Die Ergebnisse haben wir publiziert, und damit kam es zur Zusammenarbeit mit der „Unique Manuka Factor Honey Association“, der UMFHA in Neuseeland. Auf Einladung der UMFHA haben wir die Ergebnisse dann in Neuseeland vorgestellt.
Sie haben mir erzählt, dass deutlich mehr Manuka-Honig auf dem Weltmarkt verkauft als in Neuseeland produziert wird…
Speer: Dies ist richtig. Nach einer Vielzahl an Presseberichten darf vermutet werden, dass wohl nur circa jedes 5. Glas Manuka-Honig echten Manuka-Honig enthält. Darum hat die UMFHA großes Interesse daran, dass Methoden erarbeitet werden, um schwarze Schafe aufzuspüren und um den echten Manuka-Honig als Marke zu schützen, was auch im Interesse der neuseeländischen Regierung (Ministry for Primary Industries, MPI) liegt. Nicht unerwähnt lassen sollte man an dieser Stelle, dass der Manuka-Honig oft mit nicht antibakteriell wirksamen Kanuka-Honig vermischt ist. Die Sträucher der beiden Pflanzen blühen nahezu zur selben Zeit. Wird zur Beurteilung der beiden Honigsorten dann die auch in Europa in den Leitsätzen des LFGB anzuwendende Pollenanalyse genutzt, ist eine Unterscheidung zwischen Manuka und Kanuka aufgrund der nahezu identischen Pollen nicht gegeben. Über die Pollen kann zwischen Manuka und Kanuka somit nicht unterschieden werden.
Die Besonderheit von Manuka-Honig besteht ja in seinem hohen Gehalt an MGO, Methylglyoxal also. Warum ist es nicht ausreichend, den MGO-Gehalt zu überprüfen?
Speer: MGO ist neben anderen Substanzen für den Manuka-Honig charakteristisch. Allerdings unterliegen die Gehalte großen Schwankungen. Dies liegt daran, dass das MGO aus dem DHA (Dihydroxyaceton) gebildet wird, einer Substanz, die im Gegensatz zum MGO bereits im Nektar enthalten ist. Nach einer „Reifezeit“ stabilisiert sich der MGO-Gehalt im Honig annähernd, er variiert aber erheblich in den einzelnen Regionen Neuseelands. Der Preis des gehandelten Manuka-Honigs ist stark an die enthaltene Menge des MGO geknüpft. Daher hat es schon Versuche gegeben, sowohl durch Zusatz von DHA als auch von MGO, die beide käuflich zu erwerben sind, den MGO-Gehalt des Manuka-Honigs nachträglich zu erhöhen. Aber auch andere Honigsorten wurden bereits mit DHA „aufgewertet“, ohne dass diese Manuka enthielten. Die Analytik daher nur auf das MGO und auch auf das DHA zu beschränken, wäre somit wenig sinnvoll. Erforderlich ist die Einbeziehung weiterer Verbindungen.
Ist der Manuka-Honig-Markt überhaupt so interessant, dass sich Fälschungen lohnen?
Speer: Während unsere deutschen Sortenhonige Preise um 10 Euro je 500 g erzielen, werden Manuka-Honige je nach MGO-Gehalt zu Preisen um 80 Euro und mehr gehandelt und dies bereits für das 250 g Gefäß. Daraus wird ersichtlich, dass es sich lohnt, diesen Honig zu verfälschen, zumal dieser Honig in England, aber auch in China einen besonders hohen Stellenwert hat.
Und jetzt haben Sie ein Verfahren entwickelt, mit dem eine Unterscheidung zwischen gefälschtem und echtem Manuka-Honig möglich ist?
Speer: Wir nutzen hierfür zwei unabhängige analytische Methoden. Mit der einen analysieren wir die Aromastoffe, also die flüchtigen Verbindungen, die entscheidend zum Aroma beitragen. Diese werden nach Anreicherung und anschließender Desorption mit Hilfe der Gaschromatographie getrennt. Als Detektor wird ein Massenspektrometer eingesetzt, so dass den erhaltenen Signalen definierte Substanzen zugeordnet werden können. Mit der zweiten Methode werden die nichtflüchtigen Verbindungen, also die bereits erwähnten Phenolcarbonsäuren, Flavonoide, aromatische Aminosäuren und weitere Substanzen nach Trennung auf der UHPLC massenspektrometrisch detektiert und quantifiziert. Beide Analysenverfahren benötigen jeweils nur eine Stunde.
Für die Unterscheidung zwischen gefälschtem und echtem Manuka-Honig untersuchten wir aus mehreren Jahren Manuka-Honige aus Gegenden Neuseelands, wo aufgrund der Vegetation nahezu reiner Manukahonig gewonnen werden konnte. Wir haben die für diesen Honig typischen Verbindungen, vor allem solche mit Alleinstellungsmerkmal, herausgearbeitet. Unter Zuhilfenahme von Statistikprogrammen können wir dann eine Aussage treffen, ob wir einen reinen Manuka vor uns haben oder ob es sich um eine Mischung aus Manuka und Kanuka handelt oder ob es sich um einen ganz anderen Honig handelt.
Gibt es nicht auch deutsche Honige, die viel MGO enthalten? Kastanienhonig, glaube ich…
Speer: Hier muss ich Sie enttäuschen. Deutsche Honige, aber auch die europäischen und selbst die anderen neuseeländischen Honige, die inzwischen analysiert wurden, enthalten das MGO nur in absolut zu vernachlässigen Mengen. Dies gilt gleichermaßen für den Kastanienhonig. Eine Besonderheit bildet indes der deutsche Kornblumenhonig. Dieser enthält im Gegensatz zum Manuka-Honig mit dem H2O2, also dem Wasserstoffperoxid, eine ebenfalls hoch antibakteriell wirksame Substanz in bedeutenden Mengen. In Versuchen mit einem Landwirt wurden damit offene Wunden von Kühen behandelt. Durch Einsatz von mit Kornblumenhonig bestrichenen Verbänden heilten diese sehr schnell ab, ohne dass ein Einsatz von Antibiotika erforderlich war. Die Milch der Kühe konnte weiterhin an die Molkerei geliefert werden; nach Einsatz eines Antibiotikums wäre dies hingegen nicht möglich gewesen.
Da ergeben sich interessante Anwendungsmöglichkeiten in der Tiermedizin. Haben Sie noch einen Tipp für Menschen, die Honig therapeutisch einsetzen wollen?
Speer: Die Nutzung von Honig zur Wundheilung ist stets mit dem Hausarzt abzusprechen, denn hierfür sollte nur ein speziell behandelter Honig, der Medihoney®, verwendet werden.
Foto: Prof. Dr. Karl Speer, Spezielle Lebensmittelchemie und Lebensmittelproduktion, TU Dresden (Quelle: privat)
Hallo,
es gibt ja einige Indikatoren, die auf die „Echtheit“ eines manuka Honigs hindeuten. So etwa die Herkunft, während viele vermeintliche Manuka Honige aus irgendwelchen Ländern herstammen, kann echter Manuka Honig nur aus Neuseeland importiert worden sein.
Und auch die Bezeichnung deutet die Echtheit an, während viele Fälschungen mit „aktiviert“ oder „aktiv“ oder sowas werben, steht beim echten Manuka Honig die Angabe des Methylglyoxal-Gehalts drauf – als MGO, richtig?